Prof. Dr. rer. pol. Arthur (Artur) Weiß
Hochschulprofessor i. R., geboren am 28.02.1867 in Goltsch-Jenikau (Golcuv Jeníkov), Böhmen, verheiratet, deportiert am 12.11.1943 aus Wien nach Theresienstadt, ermordet am 01.03.1944 in Theresienstadt (06. Adar 5704).
ElternDr. med. Markus Weiß, Arzt in Wien, Maria Weiß, geb. Winternitz
Ehepartner
- Heirat am 12.02.1899 in Wien mit Elsa Weiß, geb. Wolf, geboren am 12.09.1877 in Wien, gestorben am 14.09.1939 in München.
Adressen in München Zugezogen am 17.10.1910 von Wien
- Schellingstraße 3 (seit 17.10.1910)
- Planettastraße 3 (seit 27.09.1911)
Artur Weiss war bis 1910 als Dozent mit dem Titel "Kaiserlicher Rat" an der Wiener Exportakademie tätig. Am 02.10.1910 trat er zum Katholizismus über. 1910 erfolgte seine Berufung an die "Lehrkanzel für Textilindustrie" der von der Stadt München betriebenen Handelshochschule. 1912 Ernennung zum Professor auf Lebenszeit. 1913 Verleihung des Titels eines "Professors der Handelswissenschaften". 1923 Lehrauftrag an der Handelshochschule Detmold. Am 1. März 1932 wurde er regulär in den Ruhestand versetzt (emeritiert).
Ausweislich der Unterlagen im Personalakt versuchte Prof. Weiss durch beträchtliche Spenden auch nach 1933 seine "nationale Gesinnung" unter Beweis zu stellen. Eingaben von 1941/42 an städtische Stellen zeigen, dass er in erster Linie die Israelitische Kultusgemeinde für seine Entrechtung und fortschreitende Verarmung verantwortlich machte.
Nach der amtlich angeordneten Räumung seiner Wohnung in der Planettastraße 3/I durch die Arisierungsstelle war Artur Weiss nach Auskunft seiner Haushälterin verschwunden. Auch aufgrund des Inhalts eines Abschiedsbriefes wurde Suizid vermutet. In einem Schreiben an OB Fiehler vom 15.05.1942 findet sich folgende Passage: "Sehr verehrter Herr Reichsleiter! Der, von der jüdischen Kultusgemeinde seit Jahr und Tag eingeleiteten, maßlosen Hetze ist es - in erster Linie - zu verdanken, daß ich heute meine seit 1. Oktober 1911 innegehabte Wohnung über Hals und Kopf räumen mußte. Nun bin ich obdachlos. (...)"
Suizid kann wohl ausgeschlossen werden. Nach den Angaben in Opferdatenbank von Yad Vashem und im Gedenkbuch des Bundesarchivs wurde Artur Weiss am 12.11.1943 mit Transport IV/14n von Wien aus nach Theresienstadt deportiert. D. h. er ist wohl - ohne dass dies bei den Münchner Behörden aktenkundig geworden wäre - nach seiner Wohnungskündigung nach Wien verzogen. Unklar, ob Prof. Weiss nicht der in der Datenbank des DÖW und der Datenbank Theresienstadt genannt Anton Weiss ist - dieser lebte zuletzt in der Rotensterngasse 13/14 in Wien, hat das exakt gleiche Geburtsdatum wie Artur Weiss und wurde am 22.07.1942 mit Transport IV/5 von Wien nach Theresienstadt deportiert; Anton Weiss wurde am 21.09.1942 von Theresienstadt nach Treblinka deportiert und ermordet. Auf der Liste des Transportes IV/14n (Datenbank Theresienstadt) ist keine Person namens Weiss verzeichnet!
Zahlreiche Veröffentlichungen bzw. Mitverfasser/Autor: Handwörterbuch der Betriebswirtschaft (1926-1928); Handwörterbuch der Arbeitswissenschaft (1926-1930); Textiltechnik und Textilhandel, Leipzig/Wien 1906; Wirtschaftliche Arbeit im wirtschaftenden Betrieb, München 1928; etc.
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