Lehrlingsheim der Israelitischen Kultusgemeinde
Wagnerstraße 3 (1928-1936), Hohenzollernstraße 4 (1936-1942)

Das Lehrlingsheim wurde im Juni 1928 von der Israelitischen Jugendhilfe e.V. gegründet. Mit großzügiger Hilfe der „München Loge“ (B’nai Brith) konnte im Sommer 1928 das Haus Wagnerstraße 3 gekauft und eingerichtet werden. Die ersten Lehrlinge bezogen das Haus am 1. Juli 1928. Es diente zunächst der Unterbringung schulentlassener Jungen aus dem Kinderheim in der Antonienstraße 7. Später wurden auch Jugendliche aus anderen bayerischen Gemeinden aufgenommen. Die Bewohner wurden meist in handwerkliche oder kaufmännische Lehrstellen vermittelt. Mit der Schließung des Jüdischen Jugend- und Lehrheimes in Wolzig/Brandenburg im Juni 1933 erstreckte sich das Einzugsgebiet des nunmehr letzten jüdischen Lehrlingsheimes in Deutschland auf das ganze Reichsgebiet. Am 1. Juni 1936 ging das Lehrlingsheim in die Hände des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden über und wurde fortan vom Wohlfahrtsamt der Israelitischen Kultusgemeinde betreut. Bis dahin war das Städtische Jugendamt die öffentliche Aufsichtsbehörde des Lehrlingsheimes gewesen. Aus Platzgründen wurde das Heim am 1. Juli 1937 in die Hohenzollernstraße 4 verlegt. In diesem durch den Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden gekauften Haus fanden 45 Jugendliche eine Ausbildungs- und Wohnstelle. Ziel war es, die Jugendlichen vor ihrer Auswanderung aus Deutschland in praktischen Berufen zu unterweisen. Als im Zuge der Deportationen auch das Lehrlingsheim Ende 1941 geschlossen wurde, verlegte man die verbliebenen Jugendlichen zurück in das Antonienheim.

Nach dem Auszug der Lehrlinge wurden in der Wagnerstraße 3 ab Frühjahr 1939 Familien und ältere Personen untergebracht. Das Heim wurde zum „Jüdischen Übernachtungshaus“ und stand unter der Leitung von Fritz Abraham. Am 4. Januar 1943 kaufte das „Bayerische Leichtmetallwerk Erich Heymann und Hans Raiser o.H.G.“ auf Vermittlung des Immobilienbüros Josef Landstorfer für 20.600 RM das Grundstück. Laut Kaufvertrag musste das Gebäude bis zum 1. Februar 1943 geräumt werden. Die Kaufsumme wurde auf ein Sonderkonto überwiesen und später von der Oberfinanzdirektion München zugunsten des Deutschen Reiches beschlagnahmt. Die Firma Landstorfer war auch an der Vermittlung von weiteren Immobilien aus jüdischem Eigentum beteiligt, unter anderem an dem „Verkauf“ des Anwesens Hohenzollernstraße 4. Auch hier waren ab Dezember 1941 ältere Leute untergebracht worden, die teilweise von dort aus deportiert wurden. Am 12. Januar 1943 ging das ehemalige Lehrlingsheim in der Hohenzollernstraße für den geschätzten Preis von 50.000 RM in den Besitz des „Hauptamtes SS-Gericht“ über. Die Kaufsumme wurde nie überwiesen.