Altenheim, Israelitisches Pensionat
Kaulbachstraße 65
Das Israelitische Pensionat an der Kaulbachstraße 65 wurde 1905 gegründet. Die Errichtung dieses „Heimes für nicht ganz unbemittelte alte Leute“ war ermöglicht und finanziert worden durch beträchtliche Spenden namhafter jüdischer Mäzene, unter ihnen die Baronin Klara von Hirsch-Gereuth (Paris), Josef Kronheimer (Melbourne), die Kommerzienräte Berolzheimer und Bernheimer, Albert Landauer, sowie Hermann und Oskar Tietz. Das Pensionat hatte ursprünglich 15 Zimmer, wurde aber 1910 um einen zusätzlichen Flügelbau mit 17 Zimmern, einen Saal und weitere Wirtschaftsräume erweitert.
Im Zuge der „Reichskristallnacht“ im November 1938 wurde das Heim vorübergehend geschlossen. Die Ortsgruppe der SA hielt in dem Gebäude ein Gelage ab, entwendete Einrichtungsgegenstände und Geld und zwang die Leiterin Regina Tuchmann unter erpresserischem Druck eine Bankvollmacht über mehrere Tausend Mark zu unterzeichnen. Die alten Menschen mussten notdürftig in Privatwohnungen untergebracht werden. Das Pensionat konnte erst am 1. April 1939 wiedereröffnet werden. Im Zuge der Entmietung und Ghettoisierung der Juden sah sich die Israelitische Kultusgemeinde gezwungen immer mehr Menschen in die Altenheime einzuweisen, die zu sogenannten Judenhäusern umfunktioniert wurden. Im Februar 1942 war das Heim mit ca. 100 Bewohnern sehr dicht belegt. Einen Monat später musste die Israelitische Kultusgemeinde das Gebäude für die NS-Organisation „Lebensborn e.V.“ räumen, die dort eine „Mutterwohnstätte“ einrichtete. Die Bewohner wurden in die Altenheime in der Klenzestraße 4 und Mathildenstraße 9, in die „Heimanlage für Juden“ in Berg am Laim sowie in die „Judensiedlung“ Milbertshofen verlegt.
Am 15. Juli 1945 gründeten Überlebende in dem Gebäude in der Kaulbachstraße 65 die Israelitische Kultusgemeinde München neu. Hier war auch die erste Anlaufstelle für die aus Theresienstadt zurückkehrenden überlebenden Münchner Juden.