Wirtschaftsschule für Frauen
Wolfratshausen

Die Wirtschaftsschule für Frauen wurde 1926 von der Münchner Ortsgruppe des „Jüdischen Frauenbundes“ gegründet. Sie war staatlich genehmigt und unterstand der Schulaufsicht der Regierung von Oberbayern. Die Schule bestand aus zwei Gebäuden, in denen Wohn- und Unterrichtsräume sowie eine Lehrküche untergebracht waren. Aufgenommen wurden Mädchen ab 16 Jahren, die die Mittelschule bereits abgeschlossen hatten. Nach einem einjährigen Frauenlehrjahr, in dem sie in allen Arbeiten in Haus, Küche und Garten unterrichtet wurden, hatten die Schülerinnen ihre Ausbildung absolviert. Ab 1933 bot die Einrichtung erstmals auch Kochkurse an. Das monatliche Schulgeld betrug 130 RM.

Wegen der immer stärker werdenden Diskriminierung von jüdischen Kindern und Jugendlichen an öffentlichen Schulen nahm ab 1933 die Zahl der Schülerinnen stark zu. Als Reaktion darauf bot die Schule nun auch eine zweijährige Ausbildung mit vielen Fächern der Mittelstufe an. Eine wichtige Erweiterung des Angebotes gerade im Hinblick auf eine mögliche Auswanderung waren Englisch-, Französisch- und Hebräischkurse. 1936 wurde ein weiterer zweijähriger Kurs eingerichtet, der die Mädchen gezielt auf eine Auswanderung nach Palästina vorbereitete. In diesem Jahr besuchten ca. 80 Schülerinnen die Schule. Im Januar 1938 wurde die Schule auf Betreiben der Gemeinde Wolfratshausen vorübergehend geschlossen. Nachdem die Schule angewiesen worden war, ihre Schülerinnenzahl auf 24 zu senken, durfte sie im März wieder eröffnen. Doch schon wenig später im Zuge der „Kristallnacht“ räumten SA-Männer die Schule und trieben die Schülerinnen und ihre Lehrerinnen zum Bahnhof Wolfratshausen, von wo aus sie die Stadt umgehend verlassen mussten.