Lipschütz’sche Versorgungsanstalt, Altenheim
Mathildenstraße 8/9

Über das Israelitische Altenheim an der Mathildenstraße 8/9, dessen Gründung vermutlich auf eine Stiftung wohlhabender jüdischer Bürger zurück geht, ist nur wenig bekannt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts lässt sich die „Lipschütz’sche Versorgungsanstalt für alte erwerbsunfähige Israeliten“ in der Mathildenstraße als Trägerin des Altenheims nachgeweisen. Im Jahr 1937 wurde die Einrichtung um ein zusätzliches Stockwerk erweitert. Zu dieser Zeit belief sich der monatliche Pensionspreis auf 90 Reichsmark. Während der „Reichskristallnacht“ am 10. November 1938 wurde das Haus zwangsweise geräumt. Viele Bewohnerinnen und Bewohner wurden auf die Straße gesetzt und mussten bei Verwandten oder Bekannten Unterschlupf suchen. Erst nach Tagen konnte das Wohlfahrtsamt der Israelitischen Kultusgemeinde den Verbleib aller Heimbewohner ermitteln. Nach zähen Verhandlungen gelang es der Kultusgemeinde, das Haus Anfang Dezember 1938 wieder zu eröffnen. Allerdings mussten sich die alten Menschen, die vorher jeweils ein Zimmer bewohnt hatten, jetzt zu zweit oder zu dritt ein Zimmer teilen. Im Februar 1942 lebten ca. 100 Bewohner dichtgedrängt im Heim.

Im März und April 1942 wurden die noch verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner in die „Judensiedlung Milbertshofen“, in die „Heimanlage für Juden“ in Berg am Laim sowie in das Altenheim an der Klenzestraße und in die „Israelitische Privatklinik“ verlegt. Wenig später wurden die meisten von Ihnen nach Theresienstadt deportiert. Die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ wurde angewiesen, das Gebäude zu verkaufen. Es gab mehrere Kaufinteressenten. Die benachbarte Deutsche Arbeitsfront (DAF) wollte gerne ihre Räume auf das Anwesen erweitern. Auch die Stadt München hatte starkes Interesse an dem Gebäude, da sich in unmittelbarer Nachbarschaft bereits ein städtisches Pensionat befand, das durch den Zukauf der „Lipschütz’schen Versorgungsanstalt“ ohne nennenswerten Aufwand hätte erweitert werden können. Den Zuschlag konnte sich schließlich die SS sichern, die am 24. März 1942 das Anwesen samt Inventar zum Preis von 127.500 RM für die NS-Organisation „Lebensborn e.V.“ erwarb. Die Kaufsumme wurde jedoch nicht ausbezahlt.