Transit-Ghettos im Bezirk Lublin: Zwangsarbeitslager/Durchgangslager Trawniki

Im Herbst 1941 ließ die SS auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik, ca. 40 km östlich von Lublin gelegen, das Lager Trawniki erbauen. Zeitgleich entstand dort ein SS-Ausbildungslager, in dem ca. 5.000 Freiwillige - hauptsächlich Ukrainer - ihre Ausbildung erhielten. Diese so genannten Trawniki-Männer setzten die Deutschen in den Vernichtungslagern und auch bei Deportationen aus Ghettos ein. Das Transit-Ghetto Trawniki war Teil des umfassenden Netzwerks von Zwangsarbeitslagern im Distrikt Lublin unter der Ägide von SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik.

Ein Großteil der im Frühjahr 1942 aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei nach Trawniki deportierten Juden starb im Lager an Hunger und Krankheiten. Ende 1942 verlegten die Deutschen die Bürstenfabrik des Ghettos Miedzyrzec Podlanski mit ihrer Belegschaft in das Zwangsarbeitslager Trawniki. Der stärkste Zuwachs war im März 1943 zu verzeichnen, als die – bis dahin im Warschauer Ghetto angesiedelte – Fabrik „Fritz Schultz“ mit etwa 10.000 Arbeitern nach Trawniki umziehen musste. Ab Ende Oktober übernahm der SS-Wirtschaftsbetrieb “Ostindustrie GmbH“ (OSTI) die Firma, die nur noch Winterkleidung für die Wehrmacht herstellen durfte. Etwa 100 bis 200 Menschen mussten in der Torfstecherei in Dorohucza arbeiten. Schon im September 1943 hatte das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt sich das Lager Trawniki unterstellt, das nunmehr ein Außenlager des KZ Majdanek wurde. Im Mai 1943 erreichten Deportationszüge aus den Niederlanden, Bialystok, Minsk und Smolensk das Lager.

Insgesamt fanden in Trawniki über die Hälfte der ca. 20.000 jüdischen Internierten den Tod. Nach dem Häftlingsaufstand am 14. Oktober 1943 in Sobibor gab Heinrich Himmler den Befehl, alle Lager im Distrikt Lublin zu liquidieren. An die 10.000 Häftlinge aus Trawniki erschoss die SS am 3. November des Jahres an vorher ausgehobenen Gruben. Die letzten dort verbliebenen Häftlinge deportierte sie 1944 in das im Distrikt Radom gelegene Arbeitslager Starachowice. Von dort erfolgte im Juli 1944 ihre Verschleppung nach Auschwitz.

Mindestens zwei jüdische Münchner, die man von Berlin aus nach Trawniki deportierte, starben dort. Möglicherweise wurden auch jüdische Menschen des Transports nach Piaski vom 4. April 1942 nach Trawniki gebracht.