„Heimanlage für Juden“ im Kloster der „Barmherzigen Schwestern“ (Wohn-, Sammel- und Durchgangslager für Juden)
Clemens-August-Straße 9
Die systematische Ausgrenzung und soziale Ächtung der Juden umfasste auch ihre Vertreibung aus Wohnungen und Häusern und ihre Ghettoisierung in eigens zu diesem Zweck errichteten Massenquartieren. Die Zwangsunterkünfte dienten zunächst dazu, das Programm der „judenfreien Stadt“ zu verwirklichen. Seit Ende 1941 wurden von diesen Orten die nun einsetzenden Deportationen in die Todeslager abgewickelt.
Eines der Massenquartiere befand sich seit Sommer 1941 im Schwesterngebäude des Klosters der „Barmherzigen Schwestern“ an der Clemens-August-Straße. Hier mussten auf Anweisung der „Arisierungsstelle“ das Erdgeschoss sowie die beiden ersten Obergeschosse für etwa 300 jüdische Männer, Frauen und Kinder freigemacht werden. Nach dem großen Barackenlager an der Knorrstraße war das schönfärberisch als „Heimanlage für Juden“ titulierte Ghetto in Berg am Laim das zweite große Lager für Juden in München.
Der Alltag im Klostergebäude war schwierig. Die aus ihren vertrauten Wohnungen vertriebenen Menschen wurden hier auf engstem Raum zusammengepfercht. Zwar bemühten sich die Schwestern, das schwere Los der bedrängten Juden zu erleichtern. Dennoch waren die physischen und psychischen Belastungen enorm. Viele der meist schon älteren Menschen waren zur Zwangsarbeit verpflichtet worden und mussten täglich beschwerliche Wege zu ihren Arbeitsstätten bewältigen. Immer wieder wurde die Zwangsgemeinschaft durch neue Deportationen dezimiert. Aus Angst und Verzweiflung nahmen sich zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner des Lagers das Leben. Else Behrend-Rosenfeld, die mit der Leitung der „Heimanlage“ beauftragt war, vertraute am 26. Juli 1942 ihrem Tagebuch an: „Mein Leben ist zur Hölle geworden; ich schleppe mich nur noch mühsam durch die Tage. Woche für Woche kommen am Freitag die Listen der zu Deportierenden (…).“
Im Frühjahr 1943 lebten in München nur noch wenige Juden. Am 13. März deportierte die Gestapo die letzten Insassen nach Auschwitz und löste im Anschluss die „Heimanlage“ in Berg am Laim auf. Heute erinnert ein Gedenkstein an das Schicksal der Menschen, die hier ihre letzten Wochen und Monate verbringen mussten.