Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Auschwitz ist zum Symbol des Völkermordes geworden. Das zunächst für 10.000 Häftlinge ausgelegte Konzentrationslager entstand auf Befehl Heinrich Himmlers im Mai/Juni 1940 in einem Vorort des polnischen Oświęcim, das die Deutschen in Auschwitz umbenannten und dem Lager seinen Namen gab. In der Folgezeit wurde das Lager ausgebaut und bestand schließlich aus den Teilen Auschwitz I, Auschwitz II (Birkenau), Auschwitz III (Monowitz) sowie 47 Nebenlagern. Das insgesamt 40 Quadratkilometer große Areal, das vormals sieben polnische Dörfer umfasst hatte, erklärte die SS ab 1941 zum „Interessengebiet KL Auschwitz“, ab Juni 1943 war das Gebiet der Amtsbezirk Auschwitz. Geleitet wurde der Komplex bis November 1943 von SS-Sturmbannführer Rudolf Höß. Von Mai bis Juni 1944 kehrte er als Sonderbeauftragter für die Ermordung der ungarischen Juden zurück. Höß wurde 1947 in Polen zum Tode verurteilt und auf dem ehemaligen Lagergelände hingerichtet.

Der erste und älteste Teil wurde als das sog. Stammlager Auschwitz I bezeichnet. Es wurde auf dem Territorium und in den Gebäuden polnischer Kasernen aus der Vorkriegszeit eingerichtet. Am 20. Mai 1940 traf der erste Transport mit 30 Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen ein. Die Zahl der Häftlinge betrug hier zwischen 15.000 und 20.000. In der ersten Phase diente Auschwitz vorwiegend als Konzentrationslager für Angehörige des Widerstands und der polnischen Elite. Ab Ende 1941 deportierten die Deutschen tausende sowjetische Kriegsgefangene nach Auschwitz. Diejenigen von ihnen, die bis dahin überlebt hatte, erschoss die SS im Mai 1942. Im September 1941 startete die SS Versuche mit dem Giftgas Zyklon B an 850 Häftlingen. Am 26. März 1942 erreichte der erste Transport mit 999 jüdischen Frauen aus der Slowakei Auschwitz, die die ersten jüdischen Gefangenen des Frauenlagers waren. Männer und Frauen waren in Auschwitz wie in allen Konzentrationslagern getrennt untergebracht, mit zwei Ausnahmen: Das so genannte Theresienstädter Familienlager war zu Propagandazwecken von September 1943 bis Juli 1944 von der SS eingerichtet worden – die meisten der 17.500 jüdischen Häftlingen wurden ermordet. Im so genannten „Zigeunerlager“ pferchte die SS von Februar 1943 bis August 1944 22.600 Sinti und Roma ein, nur etwa 3.000 von ihnen überlebten.

Im Herbst 1941 begannen die Deutschen mit dem Bau von Auschwitz II auf dem Territorium des drei Kilometer von Auschwitz entfernten Dorfes Brzezinka (Birkenau), aus dem sie die polnische Bevölkerung zwangsaussiedelten und deren Häuser abrissen. Das etwa fünf Quadratkilometer große Lager Birkenau war von Anfang an als Ort der Massenvernichtung konzipiert. Bereits im Oktober 1941 ließ die SS hier Gaskammern und Krematorien erbauen. Im August 1942 mussten die Jüdinnen von Auschwitz I in das noch nicht fertiggestellte Frauenlager von Birkenau ziehen, in dem es noch kein Wasser gab. Das Häftlingslager war in mehrere Bereiche untergliedert, die nach den jeweiligen Bauabschnitten B1, B2 und B3 benannt waren und innerhalb dieser weitere streng voneinander getrennte Unterlager hatten. Seit 1942 wurde das Lager Auschwitz-Birkenau zum zentralen Ort der Massenvernichtung der europäischen Juden. Die Gleise der Bahnstrecken in den Tod endeten 800 Meter innerhalb der Lagergrenze. Ab dem 4. Mai 1942 führten SS-Ärzte an den sog. Rampen Selektionen unter den Neuankömmlingen durch. Die von den Ärzten als arbeitsunfähig eingestuften Menschen wurden direkt in die Gaskammern geschickt. Unter ihnen waren tausende kranke und ältere Menschen, Schwangere und Kinder. Die Zahl all jener von den Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1945 in Auschwitz ermordeten Menschen beläuft sich schätzungsweise auf 1,1 bis 1,5 Millionen.

In den Jahren 1942 bis 1944 entstanden vor allem bei den Industrie- und landwirtschaftlichen Zuchtbetrieben, die zum Teil im Umfeld des Lagers neu errichtet wurden, Außenlager. Das größte von ihnen, Auschwitz III (Monowitz, auch Buna genannt), befand sich ab 1942 auf dem Gelände der Buna-Werke des Konzerns IG Farben. Viele Unternehmen wie z. B. die Siemens-Schuckertwerke profitierten von der Zwangsarbeit der Häftlinge.

Alle in Auschwitz sowie in den Außenlagern registrierten Häftlinge erhielten eine Tätowierung ihrer Häftlingsnummer. Jüdische Menschen, die sofort nach ihrer Ankunft in die Gaskammern gehen mussten, wurden nicht registriert und sind somit in der Lagerstatistik nicht nachweisbar. Daher kann die Zahl der Todesopfer von Auschwitz nur schätzungsweise bestimmt werden. Man geht heute davon aus, dass mindestens 1,1 Millionen Juden Europas nach Auschwitz deportiert wurden. Ab etwa Mitte 1944 setzten die Deutschen zigtausende jüdische Frauen, Männer und Kinder zur „Vernichtung durch Arbeit“ in der Rüstungsproduktion im Reich ein. Nach ihrer Deportation nach Auschwitz pferchte die SS die zuvor die für arbeitsfähig befundenen Menschen in völlig leere Baracken, bevor sie die dann noch Lebenden weiter transportierte. Auch diese Menschen wurden nicht im Lagerbestand registriert.

Im Lagerkomplex von Auschwitz waren insgesamt ungefähr 405.000 Personen untergebracht, davon 200.000 Juden, über 140.000 Polen, ca. 20.000 Sinti und Roma, mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10.000 Häftlinge anderer Nationalitäten. Über 50 Prozent der registrierten Häftlinge starben infolge von Hunger, mörderischer Arbeit, brutalem Terror, Exekutionen, verheerenden Lebensbedingungen und medizinischen Experimenten u. a. durch die SS-Ärzte Carl Clauberg und Joseph Mengele. Die Lebenserwartung im Lager betrug nur etwa zwei bis sechs Monate.

Angesichts der näher rückenden Roten Armee befahl Himmler am 24. November 1944 das Ende der Tötungsaktionen, die Zerstörung der Vernichtungsanlagen und der Dokumente. Am 17. Januar 1945 erging der Befehl zur Liquidierung des Lagers. Bis zum 21. Januar 1945 trieb die SS etwa 56.000 Häftlinge von Auschwitz in Konzentrationslager im Reich, viele der Häftlinge starben auf den Märschen. Soldaten der Roten Armee befreiten am 27. Januar 1945 noch ca.7.000 Häftlinge.

Von München ging am 13. März 1943 ein Transport nach Auschwitz. Er umfasste 219 Männer, Frauen und Kinder. Der Zeitpunkt und die Umstände ihres Todes sind bis heute zumeist ungeklärt. Insgesamt wurden mindestens 504 Münchner und Münchnerinnen in Auschwitz ermordet. Die meisten wurden über Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Lediglich acht Frauen und ein Mann aus München haben das Lager überlebt. Auf dem Gelände von Auschwitz-Birkenau wurde 1947 das Museum Auschwitz-Birkenau gegründet (Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau).