Kinderheim der Israelitischen Jugendhilfe e. V.
Antonienstraße 7
Die Geschichte des jüdischen Kinderheims in München beginnt 1904 mit der ersten offiziellen Gründung eines privaten jüdischen Kindergartens. 1918 wurden erstmals drei Kinder im Rahmen einer Heimunterbringung dauerhaft untergebracht. 1925 glückte dem Trägerverein „Israelitische Jugendhilfe e. V.“ der Erwerb eines ehemaligen Bürogebäudes mit großem Garten in der Antonienstraße 7 in Schwabing. Nach dem Umbau konnte im Mai 1926 das Kinderheim feierlich eröffnet werden. Im Souterrain befanden sich Vorratsräume und Küche, im Parterre ein Speisesaal und mehrere Aufenthaltsräume. Im ersten und zweiten Obergeschoss waren die Schlafräume für Jungen, Mädchen und das Personal untergebracht. Ein Raum im Erdgeschoss diente als Betsaal. Neben den Heimkindern nahmen auch viele in Schwabing lebende Juden an den regelmäßigen Gottesdiensten teil.
Im Antonienheim lebten ursprünglich elternlose und uneheliche Kinder sowie Kinder aus sozial schwachen Familien. Seit 1933 befanden sich dort auch Kinder, die darauf warteten, von ihren bereits ausgewanderten Eltern nachgeholt zu werden. Vermehrt fanden auch Kinder Aufnahme, die von ihren Eltern in die Stadt geschickt worden waren, um der immer stärker werdenden Diskriminierung auf dem Land zu entgehen. Nach der „Reichskristallnacht“ 1938 kamen zahlreiche weitere Kinder ins Heim, deren Eltern ihre Existenz und ihre Wohnungen verloren hatten. Bis Kriegsausbruch gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde, einen Teil der Kinder mit verschiedenen Kindertransporten nach England in Sicherheit zu bringen. Trotz der äußeren Bedrohung vermittelte die Heimleitung den Kindern ein Gefühl von Geborgenheit, wie sich die wenigen Überlebenden nach 1945 erinnerten.
Am 20. November 1941 wurden 20 Kinder und vier Betreuer Opfer der ersten Deportation nach Kaunas, weitere fielen der Deportation am 4. April 1942 zum Opfer. Der Schutzraum Antonienheim war brutal zerstört worden. Nach der Auflösung des Heims am 15. April 1942 mussten die verbliebenen 13 Kinder in die „Judensiedlung Milbertshofen“ umziehen. Als dieses Lager im August 1942 geschlossen wurde, fanden sie in der „Heimanlage für Juden“ in Berg am Laim ein neues Quartier. Die meisten der Kinder und die letzten Betreuerinnen ließ die Gestapo am 13. März 1943 nach Auschwitz deportieren, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft den berüchtigten Selektionen zum Opfer fielen und in den Gaskammern ermordet wurden.
Bereits im März 1942 hatte die Israelitische Kultusgemeinde das Gebäude an die NS-Organisation „Lebensborn e.V.“ zur Einrichtung einer „Mutterwohnstätte“ veräußern müssen. Der Kaufpreis wurde nie ausbezahlt. Seit April 2002 erinnert eine Gedenkstele an die Bewohner und Bewohnerinnen des Antonienheims und an deren Schicksal.