Flachsröste Lohhof

Die Flachsröste Lohhof GmbH wurde im Herbst 1935 errichtet. Hier wurde Flachs zu Naturfasern verarbeitet, die zur Herstellung von Leinstoffen dienten. Die Arbeiten in der Fabrik und auf dem Feld in der prallen Sonne waren berüchtigt. Während des Zweiten Weltkrieges galt die Flachsröste Lohhof als kriegswichtiger Betrieb und wurde bei der Zuteilung von Arbeitskräften bevorzugt behandelt. Alleine im Jahr 1942 mussten laut Vorgaben des Reichswirtschaftsamtes in der Flachsröste mindestens 800 Tonnen Fertigfaser hergestellt werden. Das entsprach der Verarbeitung von 1.000 mit Flachs beladenen Eisenbahnwaggons.

In Lohhof wurden vor allem Frauen zur Zwangsarbeit eingesetzt. Es handelte es sich vorwiegend um Jüdinnen aus München und eine Gruppe von ca. 68 polnischen Jüdinnen aus dem Ghetto Lodz . Sie mussten entweder für sehr wenig Geld oder gegen „Kost und Unterbringung“ arbeiten. So verdiente z.B. im Juli 1941 eine deutsche Jüdin bei einem 10-stündigen Arbeitstag nur 11,70 RM in der Woche. Insgesamt wurden in Lohhof ca. 300 überwiegend junge jüdische Frauen beschäftigt, die unter der Aufsicht der deutschen Vorarbeiter standen. Die Arbeitsleistung wurde von der „Arisierungsstelle“ scharf überwacht. Die Flachsröste Lohhof gehörte damit zu den größten Münchner Arbeitgebern, die jüdische Zwangsarbeitskräfte beschäftigten. Auf dem Fabrikgelände gab es eine Lagerbaracke, in der bis zu 90 der jüdischen Frauen interniert waren. Die restlichen Jüdinnen und Juden aus München mussten täglich den langen Weg nach Lohhof auf sich nehmen.

Obwohl in kriegswichtigen Betrieben die Arbeitskräfte als unentbehrlich galten, wurden im November 1941 64 und Ende März 1942 weitere 43 jüdische Arbeitskräfte abgezogen und deportiert. Sie wurden zunächst durch meist ältere Münchner Juden ersetzt, die mit einem nichtjüdischen Partner in sogenannter „Mischehe“ lebten. Im Oktober 1942 wurde das „jüdische Arbeitskommando Lohhof“ aufgelöst. Die wenigen noch verbliebenen jüdischen Arbeitskräfte wurden auf andere Betriebe in München verteilt. Ersetzt wurden sie durch sogenannte Ostarbeiterinnen aus der Ukraine, zudem waren in Lohhof auch Zwangsarbeiterinnen aus Belgien und französische Kriegsgefangenen eingesetzt. Heute erinnert vor Ort ein Denkmal an die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof.