
Dr. phil. Siegfried Keßler
Religionsoberlehrer, geboren am 17.06.1883 in Iserlohn, verheiratet, deportiert am 13.03.1943 aus München nach Auschwitz, ermordet in Auschwitz.
ElternAugust Kessler, Möbelhändler, Franziska Kessler, geb. Abraham
Ehepartner
- Heirat am 15.08.1910 in Münster mit Selma Kessler, geb. Weinberg, geboren am 15.08.1881 in Wolbeck.
- Henny, geboren am 08.05.1911 in Münster i. W.
- Fritz, geboren am 12.09.1913 in Münster i. W.
- Karl, geboren am 21.01.1918 in Münster i. W.
Adressen in München Zugezogen am 01.06.1926
- Bothmerstraße 5 , Fink (seit 05.06.1926)
- Wagmüllerstraße 20 , eigene Wohnung (seit 04.04.1929) (bis 01.06.1938)
- Pullach
- Habsburgerplatz 5 , Meier (seit 06.09.1938)
- Jakob-Klar-Straße 5 (seit 01.06.1939)
- Herzog-Rudolf-Straße 1 (seit 31.10.1941)
- Lindwurmstraße 125 (seit 13.08.1942)
- Clemens-August-Straße 9 (seit 11.12.1942)
Siegfried Keßler besuchte das Realgymnasium in Iserlohn. 1898 begann er eine Lehrerausbildung an der Marks-Haindorf-Stiftung (jüd. Lehrerseminar) in Münster. Die erste Lehrerprüfung erfolgte 1903, die zweite 1906, 1910 legte er die Mittelschullehrerprüfung in Deutsch und Französisch ab, 1911 die Rektorenprüfung, 1922 die Ergänzungsprüfung in Latein und Griechisch. Von 1903 bis 1905 war er als Lehrer an der jüd. Höheren Loewnbergschen Mädchenschule in Hamburg angestellt. 1905 zog er wieder nach Münster, um eine Tätigkeit als Präparanden- und Seminaroberlehrer an der Marks-Haindorf-Stiftung aufzunehmen. Von 1913 bis 1919 fungierte er auch als Kantor und Prediger der jüd. Gemeinde in Münster. Während des Ersten Weltkriegs betreute Keßler als Militärseelsorger die Gefangenenlager in der Nähe von Münster. Er erhielt das EK II am weiß-schwarzen Band sowie die Rote Kreuzmedaille III. 1923-1925 studierte er Germanistik an der Universität Münster und verfaßte eine Dissertation über "Berthold Auerbach als Erzieher" (1935 im Druck erschienen). Er war Gründer des Synagogen-Kinderchors in Münster.
Seit 01.06.1926 lebte er mit seiner Familie in München, wo er als Oberlehrer Religionsunterricht, Hebräisch und jüdische Geschichte an höheren Schulen erteilte. Außerdem förderte er die jüdische Jugendarbeit. Die Familie lebte von 1926 bis 1938 in der Wagmüllerstraße 20. Zweimal war Siegfried Keßler in Palästina bei seinen Kindern Henny und Fritz, kehrte jedoch nach Deutschland zurück. Zugunsten von KZ-Insassen verzichtete er mehrmals auf ein Palästina-Zertifikat. Keßler war der letzte jüdische Schulleiter und Lehrer in München. Am 21.03.1938 wurde er als Abgeordneter der Gemeindevertretung gewählt. Nach der Schließung der Schule am 01.07.1942 arbeitete Keßler in der Selbstverwaltung der IKG, Abt. Versorgungswirtschaft.
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