Hans Joseph Levi
Kaufmann, geboren am 13.10.1899 in München, verheiratet, deportiert am 24.06.1943 aus München nach Theresienstadt, ermordet am 17.07.1943 in Theresienstadt (14. Tammuz 5703).
ElternDr. jur Theodor Levi, Rechtsanwalt in München, Emma Levi, geb. Guckenheimer
Geschwister
- Kunsthändler Ernst Levi, sp. Ernest Levi, geboren 05.04.1895 München, emigrierte nach London, England
- Sofie Levi, geboren 13.01.1898 München, nach Piaski deportiert und ermordet
- Heirat am 27.03.1942 in München mit Hertha Rosenthal, geb. Loeb, geboren am 26.05.1892 in Würzburg.
Adressen in München
- Liebherrstraße 10/II , bei den Eltern
- Mühlbaurstraße 2/1 (seit 03.04.1935)
- Bavariaring 34/1 bei Penzak (seit 01.04.1938)
- Kaiserstraße 50/2 (seit 28.04.1939)
- Lindwurmstraße 125 - IKG (seit 01.09.1942)
Hans Levi betrieb seit 20.12.1929 eine Provisionsvertretung in Papierwaren und seit 21.02.1935 in chemischen und pharmazeutischen Artikeln in der Mühlbaurstraße 2. Diese Gewerbe wurden am 26.01.1939 für den 01.12. bzw. 01.05.1938 restlos abgemeldet.
Seine Ehefrau war in erster Ehe mit dem Zahnarzt Dr. Sally Rosenthal verheiratet.
Hans Levi (Deportationsnr. 1219) und seine Ehefrau kamen am 25.06.1943 mit Transport 29/II nach Theresienstadt. Von den insgesamt 10 Personen dieser Deportation überlebten sechs die Shoah. Hans Levi starb am 17.07.1943 um 1 Uhr in der Chirurgischen Abteilung des Zentralkrankenhauses in der Hohenelber Kaserne an den Folgen einer Sepsis. Seine Ehefrau wurde am 12.10.1944 von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Spies, Gerty: Drei Jahre Theresienstadt, S. 77 f. :"... Ihr Mann, Hans, hatte in der Münchener jüd. Gemeinde bis zu deren Auflösung im Sommer 1943 gearbeitet. So gehörten sie dem letzten Transport an, der von dort nach Theresienstadt kam. Dieser Transport war nicht wie alle anderen Münchener Transporte im Lager Milbertshofen zuerst gesammelt und von dort aus verschickt worden. Vielmehr warf man die wenigen Menschen bis zur Abfahrt im Gefängnis des Polizeipräsidiums zusammen, Männer und Frauen getrennt. Herta wollte nicht mitgehen. Sie wollte vorher ein Ende machen, wie viele es vor ihr getan hatten. Aber Hans war ein lebensbejahender Optimist - Unsinn, sie würden beide die Zeit überstehen und wiederkommen. Endlich einigten sie sich: Sie würden die Tabletten, die Herta sich zu verschaffen gewußt hatte, zu Pulver zerstoßen und in der Tasche durchschmuggeln, notfalls als Sacharin deklarieren. Das Durchschmuggeln gelang ihnen. Aber beim Zerstoßen zerbrach das Glasröhrchen, Hans verletzte sich. Es war nur ein unbedeutender Schnitt am kleinen Finger, und er beachtete ihn nicht. Während der Tage und Nächte seiner Gefangenschaft im Polizeigebäude, wo ihnen weder Bettwäsche noch Medikamente bewilligt wurden, entzündete sich die kleine Wunde. Seine Kameraden verlangten nach einem Arzt für ihn, aber die Aufsicht bemühte sich umsonst - ärztliche Hilfe wurde nicht zugelassen. Als Herta - erst auf der Fahrt nach Theresienstadt - ihren Mann wiedersah, erkannte sie ihn nicht mehr. Und so erging es auch mir. Im Hof der Hohenelber Kaserne - kurz die "Hohenelbe" genannt - stand unter schönen alten Kastanien eine Lazarettbaracke. Als ich das Zimmer betrat, in dem Hans liegen sollte, sah ich mich um von einem Bett zum anderen - ich sah ihn nicht. Bis mich aus einer Ecke ein uralter Mann - Hans war noch keine vierundvierzig - zu sich heranwinkte. Es war Hans. Drei Wochen dauerte sein Kampf mit dem Tod. Bluttransfusionen - das Fieber sank. Am anderen Tag stieg es wieder. Die Infektion wanderte weiter, breitete sich aus - es war zu spät. In seinen Phantasien sah er am letzten Tag ein Flugzeug, das ihn in die Freiheit bringen sollte...(Spies, Gerty: Drei Jahre Theresienstadt, S. 77 f.)
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