
Dr. med. Adolf Abraham Theilhaber
Gynäkologe, Hofrat, geboren am 23.05.1854 in Niederwerrn, Kr. Schweinfurt, verwitwet, gestorben am 20.10.1936 in München (04. Cheshwan 5697).
ElternJakob Aron Theilhaber, Viehhändler in Niederwerrn
Ehepartner
- Therese Theilhaber, geb. Cohen, geboren am 05.11.1859 in München, gestorben am 09.04.1897 in München.
- Robert, geboren am 14.10.1881 in Bamberg
- Felix Aron, geboren am 05.09.1884 in Bamberg
Adressen in München Zugezogen am 01.05.1885 von Bamberg
- Neuhauser Straße 34 (seit 01.01.1888)
- Pettenkoferstraße 25 (seit 01.01.1901)
Dr. Adolf Theilhaber begann mit 17 an der Universität Würzburg zu studieren und promovierte 1874 mit 20 Jahren. Nach Assistenzarzttätigkeit am Krankenhaus in Nürnberg und einiger Zeit als Frauenarzt am Hebammeninstitut in Bamberg arbeitete er seit 1888 als Gynäkologe in München. Er war Gründer und Leiter der "Privatanstalt zur Heilung von Frauenleiden, Geschwülsten und Krebsen" in der Pettenkoferstraße 25 und Gründer des "Danielbund", eines Vereines zur Erneuerung des Judentums auf ethisch-vegetarischer Grundlage und Forderung der Rückkehr zur Natur. Auch war er Vereinsarzt im Israelitischen Frauenverein. Theilhaber war der Autor zahlreicher fachlicher Abhandlungen, vor allem zur Entstehung und Behandlung von Krebsleiden. Er untersuchte dabei die Rolle von Funktionsstörungen von Milz, Thymus und des Knochenmarks auf die Entstehung von Krebs. (Seine Frau war an Krebs verstorben) Seine wichtigsten Arbeiten betreffen vor allem die Retroflexio uteri, ferner die Entstehung und Behandlung der tuberkulösen Peritonitis, den Prolaps der Scheide und der Gebärmutter, Ursache und Behandlung der Dysmenorrhoe sowie der Uterusblutungen, die chronische Oophoritis, die Lehre der Endometritis und die Entstehung und Behandlung der Myome und Karzinome.
Das Haus Pettenkoferstraße 25 war seit 1906 im Besitz von Dr. Adolf Theilhaber und ging nach seinem Tod an die beiden Söhne.
Der Sohn Dr. med. Felix Theilhaber lebte und arbeitete als Arzt (Gründer der Gesellschaft für Sexualreform, deren Büro in der Bülowstraße 89 in Berlin lag) und Schriftsteller bis zu seiner Emigration 1935 in Berlin und starb im Januar 1956 in Tel Aviv. Werke v. Felix Theilhaber: Der Untergang der deutschen Juden (= Warnung vor Geburtenrückgang), 1911, 1921. Beim Roten Halbmond von Tripolis, 1911. Das sterile Berlin. Eine volkswirtschaftliche Studie, 1913. Die Schädigung der Rasse durch soziales und wirtschaftliches Aufsteigen, bewiesen an den Berliner Juden, 1914. Die Juden und der Weltkrieg, 1916. Schlichte Kriegserlebnisse, 1918. Jüdische Flieger im Kriege, 1919, erw. Aufl. 1924. Dein Reich komme! Ein chiliastischer Roman aus der Zeit Spinozas und Rembrandts, 1924. Sterkung fun kerper (jidd.), 1925. Die Beschneidung, 1927. Goethe, Sexus und Eros, 1929. Schicksal und Leistung. Juden in der deutschen Forschung und Technik, 1931. Geschichte des jüdischen Volkes, 1936. Judenschicksal. Acht Biographien, 1946.
Der Sohn Robert, Jurist, emigrierte im August 1939 nach Paris, wurde in Südfrankreich interniert. Am 12.08.1942 wurde er mit dem 18. Konvoi aus dem Internierungslager Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Werkauswahl Adolf Theilhaber: Der Zusammenhang von Nervenerkrankungen mit Störungen in den weiblichen Geschlechtsorganen, 1902. Blutungen und Ausfluß aus dem Uterus, ihre Ursachen und Behandlung, 1909 Die Entstehung und Behandlung der Karzinome, 1914. Die Erzeugung einer akuten Entzündung in den Unterleibsorganen, 1918. Das Weib vor und in der Ehe. Ein Frauen- und Mutterbuch, 1921. Die zelluläre Immunität in ihrer Einwirkung auf Entstehung und Behandlung von Konstitutions- und Infektionskrankheiten, 1924. Festschrift zum 70. Geburtstag und 50jährigen Doktorjubiläum Hofrat Dr. A. Theilhaber in München gewidmet. - Beiträge zu Problemen der Gynäkologie und des Karzinoms, 1924 (darin Werkverzeichnis Adolf Theilhabers). Publikationen 1915-1923 (Slg. v. 33 Separatdrucken, kleinen selbständigen Schriften und Flugblättern). Die Bekämpfung der Krankheitsdisposition als Heilmethode, 1928.
Permalink für diesen Datenbankeintraghttps://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=9748