
Robert Georg (Otto Georg R.) Wiesengrund
Innenarchitekt, geboren am 21.08.1888 in Frankfurt am Main, verheiratet, gestorben am 06.09.1944 in München (18. Elul 5704).
ElternBenedikt Wiesengrund, Weinhändler in Frankfurt am Main, Johanna Wiesengrund, geb. Offenbach
Ehepartner
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Heirat am 29.12.1919 in Frankfurt am Main mit Luise Agnesa Wiesengrund, geb. Marx, geboren am 04.09.1898 in Frankfurt am Main.
Die Ehe galt als Mischehe.
- Karl August Benedikt, geboren am 16.05.1921 in München
- Marlis, geboren am 08.11.1929 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.07.1919
- Keferloherstraße 1a (seit 06.10.1920)
- Christophstraße 4 (seit 04.10.1932)
Der Tod von Robert Wiesengrund führte zu einer makaber-grotesken Reaktion der städtischen Bürokratie. Seit einem Runderlaß des Reichsministers des Innern vom 31.10.1940 konnte eine Bestattung auf Gemeindegebiet verweigert werden, wenn ein israelitischer Friedhof vorhanden war. Gängige Praxis in München war es, trotz Protestes des evangelischen Landeskirchenrats, auch die christlichen Juden in diese Regelung miteinzubeziehen. Abgelehnt wurde auch die Benutzung der zum Betrieb der Friedhöfe erforderlichen Einrichtungen und Personen durch "nichtarische Personen". Beim Tod von Robert Wiesengrund konnte der von der Israelitischen Kultusgemeinde beauftragte Bestattungsunternehmer Denk den Leichentransport wegen Treibstoffmangel nicht durchführen. Das städtische Bestattungsamt übernahm die Leichenüberführung, da Robert Wiesengrund an einer offenen Lungentuberkulose gestorben war und "ein längeres Liegenlassen der Leiche am Sterbeort eine unverantwortbare Gefährdung der deutschvölkischen Umgebung bedeutet hätte". Die Sorge, "hiedurch einen folgeschweren Präzedenzfall" geschaffen zu haben und da "der Transport eines jüdischen Sarges nicht mit dem anderer kopuliert werden kann, sondern müßte eigens für sich allein durchgeführt werden, es würde daher unverhältnismäßig mehr Kraftstoff verbraucht werden", veranlaßte den dafür zuständigen Stadtrat dem Oberbürgermeister in einem fast vierseitigen Schreiben einen Lösungsvorschlag zu unterbreiten. Falls es zu einem nochmaligen Treibstoffmangel käme, wäre der Leichentransport dann eine gesundheitspolitische Aufgabe, da das "städt. Bestattungsamt mit jüdischen Leichen grundsätzlich nichts zu tun hat." Es wäre "dann wohl kaum zu beanstanden, wenn das Gesundheitsamt das Bestattungsamt um die Durchführung des Transportes ersuchen würde".
Einzelgrab Neuer Israelitischer Friedhof, Sektion 16a, Reihe 1, Platz 3 (Kalkstein liegend).
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