
Berta Rosenthal, geb. Ambrunn, gesch. Schneider
Pensionsinhaberin (1930-1938), geboren am 26.08.1889 in München, verheiratet, deportiert am 04.04.1942 aus München nach Piaski, ermordet im Jahr 1942 in Piaski.
ElternHermann Ambrunn, Herrenschneider in München, Regine Ambrunn, geb. Schloß
Geschwister
- Bianka Levi, geboren 07.08.1874 Schweinfurt, ermordet in Auschwitz
- Max Martin Ambrunn, geboren 02.10.1876 Neustadt an der Saale, nach Piaski deportiert und ermordet
- Heirat am 27.03.1942 in München mit Dr. med. dent. Sally Rosenthal, Zahnarzt, geboren am 20.12.1887 in Frankfurt am Main.
Adressen in München
- Uhlandstraße 5 , bei den Eltern (seit 07.06.1929)
- Garmisch-Partenkirchen (seit 06.05.1930)
- Maximiliansplatz18 (seit 10.11.1938)
- Corneliusstraße 1 (seit 08.12.1938)
- Kaiserstraße 50 (seit 02.02.1942)
Schloß am 06.05.1909 in München die Ehe mit dem Textilfabrikanten Carl Isidor Schneider (geboren 27.03.1884 Berolzheim), diese Ehe wurde am 22.06.1928 in München geschieden.
Berta Schneider lebte von Oktober 1930 bis zum November 1938 in Garmisch-Partenkirchen. Hier erwarb sie in der - nahe dem Bahnhof gelegenen - Angerstrasse 12 das Haus "Sonnenfleck" und eröffnete eine Pension. Bedingt durch die zunehmenden Schwierigkeiten, denen sie sich ausgesetzt sah, verpachtete sie die Pension im Oktober 1935 an ihre Hausangestellte Lina Lengenleicher (geboren 1909), die absolut loyal zu ihrer Arbeitgeberin stand. Immer wieder erstatteten Nachbarn, die offensichtlich neidisch auf die vielen Gäste des Pensionsbetriebes waren, Anzeigen. Im Sommer 1938 plante Berta Schneider die Emigration nach Amerika. Das Haus in Garmisch wollte sie kostenlos ihrer Pächterin und Freundin Lina Lengenleicher überschreiben, die geplante Schenkung scheiterte jedoch an der Gesetzgebung. Der damalige Bürgermeister Jakob Scheck beantragte beim Garmischer Bezirksamt die "Untersagung der Fremdenbeherbergung" für die Pension "Sonnenblick", er begründete seinen Antrag mit dem Hinweis, dort werde sowohl an Juden wie auch an Arier vermietet. Bereits am 13.08.1938 wurde durch das Bezirksamt die sofortige Schließung angeordnet. Zum Novemberpogrom wurde Berta Schneider telefonisch durch eine Freundin gewarnt, konnte ihr Haus durch den Hintereingang verlassen und nach einigen Stunden Aufenthalt bei ihrer Freundin Agnes Hänsel nach München flüchten.
Ihre frühere Hausangestellte Lina Lengenleicher wurde verhaftet, beschimpft und schließlich, da sie sich standhaft weigerte den Aufenthaltsort von Berta Schneider zu nennen, drei Tage im Amtsgericht Garmisch inhaftiert. Nach ihrer Freilassung kehrte sie in die Pension zurück und stellte dort Diebstahl und Demolierung fest. Das Haus wurde arisiert und Lina Lengenleicher nahm eine Stelle als Hauswirtschafterin in München an. Sie hielt den Kontakt zu Berta Schneider aufrecht, auch nach deren Deportation. Sie gab an, bis Oktober 1942 Briefe von Frau Schneider aus Piaski erhalten zu haben, nach diesem Zeitpunkt kam allerdings kein Lebenszeichen mehr (nach: Alois Schwarzmüller: Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger . 1933-1945. Berta Schneider - Olympiagastgeberin und Opfer des Holocaust )
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