
Richard Baum
Kaufmann, geboren am 14.04.1881 in München, verheiratet, gestorben am 21.12.1941 in München (01. Tevet 5702).
ElternKarl Coßmann Baum, Damenmantelfabrikant in München, Rosa Baum, geb. Rosenfeld
Ehepartner
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Heirat am 27.02.1927 in Frankfurt am Main mit Pauline Byrne, geb. Landmesser, geboren am 11.02.1881 in Antwerpen.
Die Ehe galt als Mischehe.
Adressen in München Zugezogen am 20.11.1933
- Sendlinger-Tor-Platz 10 , eigene Wohnung (seit 20.11.1933) (bis 01.08.1934)
- Sendlinger-Tor-Platz 10 , eigene Wohnung (seit 31.10.1935) (bis 01.05.1936)
- Sendlinger-Tor-Platz 10 , Mathes (seit 02.11.1936) (bis 01.05.1936)
- Laberstraße 3 (seit 02.10.1937)
- Pettenkoferstraße 27a (seit 15.01.1940)
- Schillerstraße 10 (seit 04.05.1941)
- Ohmstraße 1 (seit 17.05.1941)
- Casellastraße 40 , Eble (seit 04.07.1942) (bis 04.12.1942)
Richard Baum absolvierte ein Studium der Nationalökonomie an der Handelshochschule Frankfurt am Main. Militärdienst leistete er von 1914 bis 1916 als Beamtenstellvertreter bei der Nachrichten-Abteilung XVII. Er lebte in "Mischehe".
Am 06.05.1933 wurde Richard Baum in Rottach/Egern, wo er damals wohnte, verhaftet und befand sich bis zum 26.05.1933 in Miesbach in "Schutzhaft", ohne in dieser Zeit auch nur einmal vernommen worden zu sein. Im Zuge einer Verhaftung sämtlicher jüdischer Bürger Rottachs wegen des Vorwurfs, in einer Pension, der "Parkvilla", ausländische Sender gehört zu haben, wurde er, obwohl er beweisen konnte, nie in dieser Pension gewesen zu sein, ca. 3 Wochen in Stadelheim in "Schutzhaft" gehalten. Richard Baum und seine Frau verbrachten 1936 immer wieder Zeit in Glonn, wo sie im Gasthaus Neuwirt wohnten, das der ehemalige Bürgermeister des Ortes führte. Anhänger des Nationalsozialismus in Glonn übten auf die Baums und ihren Vermieter erheblichen Druck aus, so dass diese eine Wohnung in einem Nachbarhaus bezogen. Am 11.11.1938 wurde er im Beisein seiner Stieftochter verhaftet und kam als "Aktionshäftling" nach Dachau, am 23.12.1938 wurde er entlassen. Die letzte Gestapohaft erlitt er Ende März 1940 im Wittelsbacher Palais. Ihm wurde vorgeworfen, über seine Stieftochter den Juden unzulässige Vergünstigungen verschafft zu haben. Die Vorwürfe bezogen sich auf die Zeit als er mit 62.340.- RM stiller Teilhaber und der kaufmännische Leiter der "Jüdischen Koch- und Konditoreikurse Albert Schwarz" war. Für Herbst 1938 lagen dieser Schule 240 Anmeldungen interessierter jüdischer Schüler vor, die mit Hilfe einer Ausbildung ihre Berufschancen im Ausland nach erfolgter Auswanderung erhöhen wollten. Da die Kursräume dafür nicht mehr ausreichten, suchte Richard Baum im September 1938 nach zusätzlichen größeren Räumen und nach Kapitalgebern. Er fand geeignete Räume in der Paul-Heyse-Straße 21 und Dr. Fritz Feistmann stellte ihm ein Darlehen in Höhe von 103 000.- RM zur Verfügung. Bereits 10 Tage nach der vergrößerten Wiedereröffnung der Schule wurden ihre beiden Filialen während des Novemberprogroms stark beschädigt und geschlossen. Alleine die Wertminderung an der Paul-Heyse-Straße betrug durch die Beschädigungen ca. 25.000.-RM. Die Eheleute Schwarz emigrierten im Dezember 1938 nach Prag und wurden Opfer der Shoah. Die Gläubiger setzten als Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Eduard Eble ein. Am 04.09.1939 wurde dieser um 11 Uhr auf das Gewerbeamt bestellt, wo ihm Direktor Dr. Vilsmayer eröffnete, "daß die Jüdischen Koch- und Konditoreikurse Albert Schwartz in Anbetracht der durch den Krieg geschaffenen Ernährungslage innerhalb von zwei Stunden ihren Unterrichtsbetrieb einzustellen hätten und daß mit Wirkung ab 14 Uhr das Unternehmen zu schließen sei." Auf Vorhaltungen, daß damit in erster Linie "arische" Kaufleute und Handwerker der Stadt München geschädigt würden, versicherte der Vertreter der Stadt, daß er dem Oberbürgermeister vorschlagen werde, doch die Schule für die Zwecke der Stadt zu übernehmen. Verhandlungen darüber während der folgenden Wochen führten zu keinem Ergebnis. Dr. Eble forderte daraufhin im Dezember 1939 in einem Schreiben an den Oberbürgermeister, die in Aussicht gestellte Abfindung der Gläubigerschaft zu veranlassen und einen angemessenen Schadenersatzbetrag auszuzahlen. Das Inventar der Kochschule musste schon am 03.10.1939 an das städtische Leihamt abgeliefert werden, wo es später versteigert wurde. Die jüdischen Gläubiger sahen ihr Kapital nie wieder. Am 18.04.1940 wurde Richard Baum in Folge des permanenten Stresses schwer krank und entlassen. Drei Tage danach erlitt er in einem Passauer Hotel eine schwere Magenblutung. Sein schlechter Allgemeinzustand verhinderte die nötige Operation. Er wollte sich im Bayerischen Wald erholen, wurde aber dort als Jude verjagt und musste nach München zurückkehren. Die angeordnete Diät konnte er wegen der eingeschränkten Zuteilung an Juden nicht einhalten. Die Aufregung über eine Denunziation Ende 1941 und das Wissen um die Folgen derselben führten zu einem Magendurchbruch, der die unmittelbare Ursache seines Todes war (Lt. Personenstandsregister Standesamt München I ist Richard Baum an "Magenkrebs" gestorben).
Er war in der Fa. Schwarz & Baum, Vermittlung von Immobilien, Wirtschaftsberatung und Hausverwaltungen, in der Schützenstr. 1a/III, tätig.
Begraben auf dem Friedhof an der Ungererstraße.
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