
Dipl.-Ing. Karl Stahl
Hauptmann a.D., Diplomingenieur, Kaufmann, Vorsitzender der IKG München, geboren am 14.09.1882 in Sommerhausen, Kr. Ochsenfurt, Unterfranken, verheiratet, deportiert am 17.06.1942 aus München nach Theresienstadt, ermordet am 12.10.1944 in Auschwitz.
ElternElias Behr Stahl, Eisenwarenhändler in Sommerhausen, Babette Stahl, geb. Kahn
Geschwister
- Lazarus, geboren 24.01.1881 Sommershausen, am 17.06.1943 von Würzburg nach Theresienstadt deportiert, ermordet in Auschwitz
- David, geboren 27.07.1885 Sommerhausen, gefallen 01.06.1918
- Justin, geboren 17.05.1890 Sommerhausen, emigrierte im November 1938 von Würzburg nach New York, gestorben 08.04.1964 New York
- Heirat am 24.03.1913 in München-Milbertshofen mit Luise Stahl, geb. Klau, geboren am 10.07.1890 in Tauberbischofsheim.
- Werner Richard, geboren am 17.06.1918 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1915 von Duisburg
- Jakob-Klar-Straße 6 (seit 01.01.1915)
- Steinsdorfstraße 15 (seit 08.09.1936)
- Goethestraße 66 (seit 28.07.1939)
- Knorrstraße 148 (seit 16.06.1942)
Karl Stahl besuchte sechs Jahre lang die Oberrealschule in Würzburg, dann zwei Jahre die Industrieschule in Nürnberg. Anschließend studierte er vier Jahre auf der Technischen Hochschule in München und legte 1904 die Diplomprüfung für Maschineningenieure ab. Er war Fachmann für Hebezeuge, Transportanlagen, Baumaschinen und für Stahlbau. Zunächst als Dozent an die Technische Hochschule in Aachen berufen, übernahm er 1906 die Stellung als Leiter der Abteilung Krane und Hafeninstallationen bei der DEMAG (Deutsche Maschinenbaugesellschaft) in Duisburg, eine Position, die er bis 1914 innehatte.
WK I Kriegsteilnehmer als Hauptmann im Ingenieurkorps (Hauptmannspatent s. M. d. K. Ludwig III, Nr. 46 vom 13.06.1918) der bayr. Armee, war Kommandeur des ersten bayr. Eisenbahnerbatallions und wurde mit EK I und anderen Orden ausgezeichnet. Nach Kriegsende wurde er Direktor der Vereinigten Keltereien AG. Am 15.12.1937 übernahm er die Weinkellerei Karl Stahl, vorm. Gebr. Klau & M. Hausner Nachf., eine Weingroßhandlung, Fruchtsaftpresserei, Likörfabrik u. Brennerei in der Preysingstr. 7, es wurden 9 Angestellte beschäftigt. Am 14.12.38 wurde das Gewerbe rückwirkend zum 01.10.38 abgemeldet.
Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe München. Er war Ausschußmitglied und Präsident der "München-Loge" des B'nei B'rith. Im Präsidium der Israelitischen Kultusgemeinde München war er viele Jahre vertreten; er wurde am 21.03.1938 als Nachfolger des verstorbenenen Friedrich Baron in den Gemeindevorstand gewählt. 1941 als Nachfolger von Dr. Alfred Neumeyer zum Vorsitzenden der Gemeinde. Er mußte die Listen der zu deportierenden Personen anfertigen. Ab 1933 einer der Delegierten zur "Reichsvertretung der deutschen Juden". Ferner war er Mitbegründer u. Vorsitzender des gemeindlichen Sonderausschusses für das Isr. Lehrlingsheim u. die Lehrwerkstätten der Kultusgemeinde. Bei der Wahl am 24. Feb. 1941 wurde er zum Vorsitzender des "Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden"gewählt.
Else Behrend-Rosenfeld schreibt über die Deportation des Ehepaars Stahl: "Ich war auf ihren Wunsch den letzten Tag mit ihnen zusammen, ehe sie ins Sammellager nach Milbertshofen gebracht wurden. Ich konnte ihnen beim Packen helfen und ihnen manche nützliche Winke geben. Wie stark schließen doch gemeinsame Arbeit und gemeinsam getragenes Leid zusammen! Der Abschied wurde mit unendlich schwer, und ihnen ging es nicht anders!" Karl Stahl (Transportnr. 298) und seine Ehefrau kamen am 18.06.1942 mit Transport II/06 nach Theresienstadt. Von den insgesamt 50 Personen dieser Deportation überlebte eine die Shoah. Im Ghetto Theresienstadt war Karl Stahl als leitender Funktionär der Wirtschaftsabteilung Mitglied des Ältestenrates. Am 12.10.1944 wurden seine Ehefrau und er mit Transport Eq von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert.
Sein Sohn emigrierte bereits im Juni 1936 nach New York, er starb im April 1976 in New York.
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