
Dipl.-Ing. Erich Reich
Architekt, geboren am 15.06.1888 in Berlin, geschieden, deportiert am 20.11.1941 aus München nach Kaunas, ermordet am 25.11.1941 in Kaunas (05. Kislev 5702).
ElternMoritz Reich, Kaufmann, Emma, geb. Gurau, vereh. Praeger
Ehepartner
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Heirat am 22.02.1915 in München mit Magdalena Rosina Reich, geb. Essig, geboren am 22.02.1892 in München.
Die Ehe galt als Mischehe.
- Hanns Heinz Erich, geboren am 02.04.1916 in München , gestorben am 08.10.2010
- Hildegard Charlotte, geboren am 21.12.1917 in München
- Klaus Dieter, geboren am 01.11.1932 in München
Adressen in München Zugezogen am 15.10.1911 von Berlin
- Hiltenspergerstraße 38 (seit 03.03.1915) (bis 16.08.1932)
- Jakob-Klar-Straße 11 (seit 16.08.1932) (bis 17.05.1933)
- Landwehrstraße 87 , Wicklmayer (seit 17.05.1933) (bis 06.07.1933)
- Jakob-Klar-Straße 11 (seit 07.07.1933) (bis 01.05.1935)
- Kolbergerstraße 7 (seit 01.05.1935) (bis 01.09.1936)
- Berlin
- Jakob-Klar-Straße 11 (seit 07.08.1937) (bis 01.05.1938)
- Holbeinstraße 10 (seit 01.05.1938) (bis 06.10.1938)
- Trogerstraße 17 , Dr. Jakobi (seit 01.10.1938) (bis 11.01.1939)
- Äußere Prinzregentenstraße 23 , Pappenheimer (seit 11.01.1939) (bis 15.02.1939)
- Schneckenburgerstraße 34 , Marx (seit 15.02.1939) (bis 02.05.1939)
- Elisabethstraße 31 , Jesser (seit 02.05.1939) (bis 01.12.1939)
- Herzogspitalstraße 1 , Eckard (seit 01.12.1939) (bis 31.03.1940)
- Mauerkircherstraße 13 , Schmitz (seit 11.05.1940) (bis 18.08.1940)
- Opitzstraße 1 , Dr. Strecker (seit 22.08.1940) (bis 01.04.1941)
- Wagnerstraße 3 (seit 07.04.1941) (bis 12.08.1941)
- Viktoriastraße 28 , Zimmermann (seit 03.08.1941)
- Wittelsbacherplatz 2 (seit 01.09.1941) (bis 27.09.1941)
Erich Reich besuchte das Gymnasium und studierte an der Technischen Hochschule Architektur.
Sein Sohn Hanns Reich nahm an Widerstandshandlungen teil und dafür im KZ Dachau inhaftiert. Er war Funkingenieur und arbeitete für Rohde und Schwarz. Ohne von der späteren Anwendung zu wissen, war er beauftragt, einen hochgenauen Sender-Oszillator zu bauen. Als er erfuhr, dass dies der Peilsender war, mit dem Hitler's V2-Raketen für die Testflüge ausgestattet wurden, bedauerte er sehr, an der Entwicklung beteiligt gewesen zu sein.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, nutzte er mit Kollegen die Möglichkeit zu funken, um mit den Engländern in Kontakt zu treten. Sie wollten alles melden, was helfen konnte, den Krieg schneller zu beenden. Hochverrat. Irgendwann erwischt, kamen sie ins KZ Dachau. Das war unmittelbar nach dem Attentat am 20.Juli 1944.
Im November 1944 brach im Konzentrationslager Flecktyphus aus. Hanns berichtete seiner Familie davon später, er sei als Kranker schon zu den Leichen gebracht worden, ehe er sich in letzter Sekunde als lebend bemerkbar machen konnte.
Hitler unternahm zu dieser Zeit alles, um den Krieg noch zu gewinnen. Er ließ an einer geheimnisvollen Wunderwaffe bauen, woran auch Dr. Rohde beteiligt war. Dieser war so geistesgegenwärtig, die Herausgabe seiner Ingenieure zu fordern, ohne die er so eine Arbeit nicht leisten könne. Dadurch kam auch Hanns Reich frei.
In der Nachkriegszeit unter US-amerikanischer Besatzung brauchte man Leute, die sicher keine Nazis gewesen waren. Als ehemaliger KZ-Häftling wurde Hanns Reich von den US-Besatzern zu einem der beiden Bürgermeister von Wolnzach bestimmt. Dort haben sie kurz, aber effektiv zum Wohl der Bevölkerung gehandelt. Das Bürgermeisteramt stellte z.B. sehr großzügig Passierscheine aus. Als die beiden Bürgermeister erfuhren, dass eine große Schuhfabrik ihre Lagerbestände versteckt hatte und die US-Amerikaner die Schuhe beschlagnahmen wollten, ließen sie sich eine nächtliche gemeinschaftliche Tat einfallen: Sie informierten heimlich die Einwohner, die sich barfuß zur Fabrik schlichen und kam mit besohlten Füßen zurückkehrten. Um zu verhindern, dass die Soldaten Wertsachen der Einwohner als Andenken an sich nahmen, legten sie eine Liste an mit der genauen Beschreibung der Wertsachen ihrer Bürger, vor allem der Uhren. Dies dämmte das Plündern ein.
1946 wollte Hanns Reich in einem kleinen Heftchen das Radioprogramm publizieren, aber auch technische Tipps - wie wickele ich aus dem Kupferdraht, den ich im Schuttberg finde, eine Spule, um mein Radio zu reparieren? Hanns bekam von den Alliierten eine Verlagslizenz und die Genehmigung, ein Auto für den Transport des Papiers und der Zeitschrift zu haben sowie Benzinscheine. Das Ergebnis war die Zeitschrift „Die Radiowelt“, die allerdings nur wenige Seiten umfasste. Sie wurde apäter von der seit 1948 erscheinenden Gong aufgekauft und fusionierte zu „Gong – Die Radiowelt“.
Hanns Reich hatte Fernweh. Er baute das Verlagsauto zum Campingwagen um und fuhr los. Voller Übermut und Vorfreude hielt er auf dem Stachus beim Verkehrspolizisten an, der damals dort in der Mitte stand und die Vorfahrt regelte und fragte den verblüfften Mann: „Wo geht’s denn hier nach Afrika?“
Zurück in München haben alle die Fotos, die er mitbrachte, so bewundert, dass man ihn drängte, daraus ein Buch zu machen, um den kriegsgebeutelten, so lange indoktrinierten Menschen die Welt nahe zu bringen. Die Gegebenheiten zum Verlagswesen waren ja schon da. Dies war die Geburt der Reihe "terra magica" mit dem ersten Foto-Bildband „Südafrika“. Hanns Reich lebte anschließend als Fotograf, Verleger und Honorarkonsul von Malawi.
Text: Katharina Reich-Olden, Lektorat: Eva Tyrell
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