Josepha (Pepi) Bauer, geb. Cahanescu
geboren am 07.11.1878 in Botuschani, Bukowina (Botosani, Rumän.), verwitwet, Suizid am 13.04.1942 (26. Nisan 5702).
ElternDaniel Cahanescu, ? in Botusani, Fanny Cahanescu, geb. Zwilling
Ehepartner
-
Heirat am 28.01.1902 in München mit Dr. med. Friedrich Bauer; Arzt, geboren am 08.10.1869 in Grombach, gestorben am 04.06.1938 in München.
Die Ehe galt als Mischehe.
- Georg, geboren am 02.04.1903 in München
- Margarete, geboren am 11.10.1906 in München
Adressen in München Zugezogen am 28.01.1902
- Augustenstraße 53/I (seit 02.05.1907)
- Mottlstraße 29/0 (seit 16.04.1934)
Dr. Friedrich Bauer war bis 1933 Stadtrat und Mitglied des Landtages. So lange Dr. Friedrich Bauer lebte, konnte er sich, dank seiner persönlichen Beziehungen, schützend vor seine Frau stellen. Danach übernahm diese Rolle ein Neffe, der dabei die Unterstützung eines Regimentskameraden seines Vaters, des Leiters des Obersten Parteigerichts, fand. Es wurde daraufhin von der Partei die Klärung der Abstammung bis nach Kriegsende verschoben und ein in Rumänien beschaffter Nachweis über die Abstammung von nur einem jüdischen Elternteil, anerkannt. Diese Vereinbarung beendete die Denunziation durch einen Untermieter. Er hatte beim Mieteinigungsamt in München um eine Mietpreisentscheidung eingegeben und in allen Schreiben auf die jüdische Abstammung verwiesen und darauf, daß die Ortsgruppe der NSDAP an einer "Nachprüfung der Mietsätze interessiert" sei. Die Behörde entschied auf Mietminderung. Nun verlangte der Untermieter den Minderungsbetrag, entgegen dem Schiedspruch, rückwirkend zusätzlich der Verfahrenskosten, die der Antragssteller zu tragen hatte. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen drohte er Frau Bauer in einem Schreiben: " ...Ich würde im Falle Ihrer Widerrede gegen meinen Wiedergutmachungsanspruch ohne Zögern - im Benehmen mit der NSDAP-Ortsgruppe Kölner Platz ...Strafanzeige gegen Sie erstatten, wobei noch darauf hinzuweisen ist, daß der Reichskommissar für die Preisbildung die Bestrafung nach der Verordnung gegen Volksschädlinge vom 5.9.1939 zu betreiben pflegt." Weitere Schreiben des Inhalts "...Daneben kann es doch schon des Parteiprestiges wegen unmöglich geschehen, daß ich als Parteigenosse vor ...einer Jüdin das Feld räumen soll", "... fremdrassigen, aus den ostgalizischen Judengebieten eingewanderten Parasiten..." sandte er an die Preisbehörde, die Parteistellen, an den Oberbürgermeister Fiehler und an das Amtsgericht München. Frau Bauer hatte sich nicht erpressen lassen und auf die Einstellung der Mietzahlung mit Räumungsklage reagiert. Gegen den sie vertretenden Rechtsanwalt legte der Untermieter eine Berufsaufsichtsbeschwerde ein, weil dieser eine "rumänische Halbjüdin gegen mich als Altparteigenossen vertritt...". Das Gericht führte einen Vergleich herbei. Der sie schützende Neffe erfuhr, daß alle Schreiben bei der Gestapo und der Arisierungsstelle bekannt waren und diese ihr Stillhalten beendeten. Nach seinem letzten Besuch am 11.04.1942, bei dem seine Tante sich in panischem Schrecken wegen des Abtransports der Juden befand, nahm sie sich das Leben. Frau Bauer starb am 13.04.1942 im Schwabinger Krankenhaus an einer Tablettenvergiftung.
Erst 1960 kam es zu einer gerichtlichen Aufarbeitung des Falles. Der damalige Untermieter wurde zu 2 Jahren Zuchthaus wegen räuberischer Erpressung und falscher uneidlicher Aussage verurteilt. Die Revision ergab Freispruch und wegen uneidlicher Falschaussage 4 Monate Gefängnis, die mit der Untersuchungshaft verbüßt waren.
Tochter Dr. Marga Nöggerath, emigrierte 1935 in die Schweiz. Der Sohn starb am 22.10.1918.
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