
Gustav Theodor Wilhelm Mannheimer
Prokurist, Fabrikant, geboren am 18.05.1876 in Ingolstadt, verheiratet, Suizid am 18.12.1941 in München (28. Kislew 5702).
ElternJosef Mannheimer, Kaufmann in Ingolstadt, Fanny Mannheimer, geb. Gift
Geschwister
- Anna Mayer, verheiratet mit dem Pferdehändler Sigmund Mayer (1867-1937 Nördlingen) in Nördlingen, geboren 16.02.1870 Ingolstadt, gestorben 17.02.1905 Nördlingen
- Else Mayer (zweite Ehefrau v. Sigmund Mayer) in Nördlingen, geboren 01.10.1874 Ingolstadt, am 08.08.1942 von München nach Theresienstadt deportiert, ermordet in Auschwitz
- Adolph, geboren 24.09.1878 Ingolstadt, lebte 1901/02 in München, dann Nördlingen; am 08.11.1941 von Hamburg nach Minsk deportiert, ermordet
- Heirat am 04.05.1910 in München mit Theodora Mannheimer, geb. Michaelis, geboren am 14.10.1890 in München, gestorben am 19.12.1941 in München, Suizid.
Adressen in München Zugezogen am 17.03.1897
- Hohenstaufenstraße 7 , Reitmayer (seit 19.05.1925)
- Widenmayerstraße 4 (seit 11.02.1932)
- Maximilianstraße 11 (seit 16.08.1939)
- Maximiliansplatz 18 (seit 15.09.1939)
- Hermann-Schmid-Straße 5-7 (seit 17.12.1941)
Gustav Mannheimer besuchte die Realschule und studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Weihenstephan. Er absolvierte dort das Abschlußexamen der brautechnischen Abteilung. Er hielt sich einige Zeit in Belgien und den Niederlanden auf. Als Hauptmann des Landsturm-Bataillons Mindelheim nahm er am Ersten Weltkrieg teil.
Er war Inhaber der von seinem Schwiegervater Arthur Michaelis gegründeten Maschinenfabrik A. Michaelis KG, einer Fabrikation von Wäscherei- und Plättereimaschinen in der Hofmannstraße 52. Seine Schwiegermutter Frieda Michaelis war Gesellschafterin der renommierten Firma, die noch Mitte der 1930er Jahre etwa 250 Arbeiter und Angestellte beschäftigte. Das Unternehmen besaß in seiner Branche einen ausgezeichneten Ruf und weckte daher Begehrlichkeiten potentieller "Ariseure" und unternehmerischer Glücksritter. Nachdem 1938 Verhandlungen mit diversen Interessenten gescheitert waren, kam es um die Jahreswende 1938/39 zur Übernahme durch das Bankhaus Eidenschink und einen gewissen Adolf Fischer. Im Aufsichtsrat des Unternehmens, das 1941 in "Monachia Maschinenfabrik GmbH" umbenannt wurde, saß auch Dr. Josef Müller, später prominenter Politiker der CSU ("Ochsensepp"). Die "Airisierung" der Firma und die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahen bedeuteten für das Ehepaar Michaelis den Verlust ihres Vermögens und damit verbunden den Entzug ihrer Existenzgrundlage.
Völlig verarmt, von Wohnungslosigkeit bedroht und offenbar unter dem Eindruck der ersten großen Deportation aus München nahm sich das Ehepaar Mannheimer das Leben. Gustav Mannheimer starb einen Tag nach Einnahme der Schlafttabletten an den Folgen der Vergiftung im Israelitischen Krankenheim in der Hermann-Schmid-Straße.
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