
Prof. Paul Nikolaus Cossmann
Verleger, Journalist, geboren am 06.04.1869 in Baden-Baden, ledig, deportiert am 10.07.1942 aus München nach Theresienstadt, ermordet am 19.10.1942 in Theresienstadt.
ElternBernhard Cossmann, Musikprof., Solocellist, in Frankfurt am Main, Mathilde Cossmann, geb. Hilb
Geschwister
- Lulu, Lehrerin, geboren 23.11.1864/1869, emigrierte 1939 von Frankfurt am Main nach England, gestorben 1957
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1890 von Berlin
- Clemens-August-Straße 9 (seit 15.10.1941)
Als Sohn des bekannten Cello-Solisten Prof. Bernhard Cossmann (geboren 17.05.1822 Dessau, gestorben 07.05.1910 Frankfurt am Main) verbrachte Paul Nikolaus Cossmann seine Kinder- und Jugendjahre in Baden-Baden (bis 1878) und Frankfurt am Main (zu seinem Geburtsort gibt es widersprüchliche Aussagen: Baden-Baden oder Moskau - nach der Biographie des Vaters war dieser bis 1870 am Moskauer Konservatorium beschäftigt und verzog erst 1870 nach Baden-Baden).
In München studierte Paul Cossmann Philosophie und Naturwissenschaften, wandte sich jedoch schon früh der Publizistik zu. 1903 war Cossmann einer der Mitbegründer der "Süddeutschen Monatshefte", die er - seit 1904 als Leiter verantwortlich - zu einer der führenden kulturellen deutschen Zeitschriften machte. Mitherausgeber waren u.a. Hans Thoma, Hans Pfitzner und - ab 1914- Karl Alexander von Müller. Nach 1918 wurde Cossmann, der bereits 1905 zum Katholizismus konvertiert war, zu einem der prominentesten und leidenschaftlichsten Vertreter der "Dolchstoßlegende". Cossmanns "Süddeutsche Monatshefte" hatten, so der Autor Helmut Pigge, eine Vorreiterrolle in jenen Bestrebungen, die "Kriegsschuldlüge" zu entlarven, das "Diktat" von Versailles zu bekämpfen und damit die Grundfesten der Weimarer Republik zu erschüttern. Seit 1921 wurde Cossmann als Berater der "Münchener Neuesten Nachrichten" herangezogen, da die Herausgeber in ihm die beste Gewähr für einen konsequenten konservativ-nationalen Kurs des Blattes erblickten. Erst spät - 1932 - erkannte Cossmann die reale Bedrohung des Nationalsozialismus. Das letzte Themenheft der "Süddeutschen Monatshefte" vom Januar 1933 stand unter dem Titel "König Rupprecht" und war der verzweifelte, gleichwohl vergebliche Versuch, Hitlers drohender Machtergreifung in Bayern durch eine Rückkehr zur Wittelsbacher-Monarchie zu verhindern.
Cossmann wurde am 05.04.1933 verhaftet und über ein Jahr in Internierungshaft genommen. Nach seiner Entlassung lebte er zurückgezogen im Isartal in Zell, Gemeinde Schäftlarn, Haus 20 1/2. Im Jahr 1941 mußte Cossmann in die "Heimanlage für Juden" im Berg am Laim umziehen. Von hier aus wurde er im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er wenige Wochen später, am 19.10.1942 starb. Lt. Todesfallanzeige des Ghettos Theresienstadt (Sterbematrikel No. 10141) starb er in der Schleussenkrankenstube L 124, Zimmer 19 am 19.10.1942 um 9 Uhr an "Prostatitis" und "Enteritis".
Werke: Aphorismen. München 1898 - dass. 2. Aufl. Bln., Lpz. 1902. Die Elemente der Empirischen Teleologie. Stuttgart 1899. Hans Pfitzner. München, Leipzig 1904. Der innere Aufstieg. München 1919. Mithrsg. u Fritz Sachsse: Kriegsgefangen in Skipton. München 1920. Über Cossmann: Paul Nikolaus Cossmann zum sechzigsten Geburtstage am 06. April 1929. München, Berlin 1929.
Schrieb die Texte "Widmung" (opus 1, Nr. 4) und "Die Bäume werden gelb" (opus 1, Nr. 5) für seinen Freund Hans Pfitzner (1869-1949)
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