
Moritz (Moses Wolff) Fichtmann
Kaufmann und Schneider, geboren am 30.11.1872 in Brody, Galizien (heute: Ukraine), verheiratet, gestorben am 01.09.1941 in München (09. elul 5701).
ElternSalo Zallel Fichtmann, Kaufmann u. Privatier in Brody, Lea, geb. Selberg
Geschwister
- Karl, geboren am 18.07.1874, in Brody
- Heirat am 07.01.1900 in Wien, Österreich mit Antonie (Taube) Delfin, geboren am 18.12.1874 in Sokal, Galizien (heute: Ukraine).
- Adolf, geboren am 06.06.1902 in Rosenheim
- Eduard, geboren am 04.03.1905 in Rosenheim , gestorben am 30.11.1965 in St. Louis, Missouri.
- Otto, geboren am 24.03.1908 in Rosenheim
- Siegfried, geboren am 09.08.1909 in Rosenheim , gestorben am 15.04.1991 in New York.
- Klara, geboren am 06.12.1911 in Rosenheim
- Franz, geboren am 01.02.1915 in Rosenheim , gestorben am 28.11.2000 in Stockton, Kalifornien.
Adressen in München Zugezogen am 27.07.1941 von Rosenheim
- Clemens-August-Straße 9 (seit 27.07.1941)
Moritz Moses Fichtmann zog nach einem zehnjährigen Aufenthalt in Wien 1896 nach Rosenheim. Dort betrieb er ein Kurzwarengeschäft in der Riederstraße 1, seit 1931 war er Besitzer des Hauses Max-Josefs-Platz 17, in dem er auch ein Bekleidungsgeschäft führte. Er erhielt 1930 mit seiner Familie die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen. Diese wurde den Fichtmanns im März 1934 wieder entzogen.
Moritz Fichtmann wurde in Rosenheim Ziel von Angriffen der örtlichen Nationalsozialisten. Besonders Oberbürgermeister Gmelch schikanierte Moritz Fichtmann und versuchte mit allen Mitteln, die Familie aus Rosenheim zu vertreiben. Systematisch wurde Fichtmanns berufliche Existenz zerstört. So standen ab Herbst 1937 fast täglich Posten vor seinen Geschäften um Kunden am geplanten Einkauf zu hindern. Im August 1938 musste Moritz Fichtmann sein Haus und seine Läden zwangsweise weit unter dem Einheitswert verkaufen. Moritz Fichtmann wurde mehrmals im "Stürmer" diffamiert (Nr. 07 u. 29/1938).
Seine Söhne befanden sich Ende 1939 bereits alle im rettenden Ausland. Auch Moritz Fichtmann plante mit seiner Ehefrau und der tauben Tochter Klara die Emigration zu den Söhnen in die USA. Bei einer Gesundheitsprüfung im amerikanischen Konsulat verhinderte ein festgestellter Leistenbruch die erhoffte Einreiseerlaubnis. Die Fichtmanns lebten zu diesem Zeitpunkt in einer 1-Zimmer-Wohnung. Am 27.07.1941 mussten sie Rosenheim verlassen und wurden in das Internierungslager in der Clemens-August-Straße eingewiesen. Wenige Wochen nach der Ankunft in München starb Moritz Fichtmann an den Folgen eines Herzinfarktes.
Ehefrau und Tochter wurden nach Piaski deportiert und ermordet.
Einzelgrab Neuer Israelitischer Friedhof, Sektion 7, Reihe 11, Platz 12 (Granit).
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