Ludwig Altschüler
Bankdirektor a.D., Kommerzienrat, geboren am 13.07.1885 in Neustadt an der Weinstraße, verheiratet, deportiert am 04.04.1942 aus München nach Piaski, ermordet in Piaski.
ElternAlbert Altschüler, Delfine, geb. Haymann
Ehepartner
- Heirat am 18.12.1916 in Gera mit Margarethe Halpert, geboren am 24.02.1892 in Gera.
- Karl Heinz, geboren am 08.06.1927 in Heidelberg
Adressen in München Zugezogen am 10.11.1941 von Krün b. Mittenwald, Haus Nr. 91
- Clemens-August-Straße 9
- Knorrstraße 148
- Clemens-August-Straße 9
Ludwig Altschüler war Direktor der Dresdner Bank. Er war langjähriger Vorstand im dortigen Tennisverein, im März 1933 wurde er aus diesem ausgeschlossen. Im September 1930 adoptierte das Ehepaar Altschüler den unehelichen Sohn einer Hausangestellten, Karl-Heinz Weissert. Bis 1937 lebte das Ehepaar in Neustadt an der Weinstraße, ihr dortiges Haus in der Maximilianstraße 37 (an das Ehepaar erinnern dort zwei Stolpersteine) verkauften sie. Sie beabsichtigten im Alpenraum ein Haus zu kaufen, hatten ein Grundstück in Oberammergau im Auge, der Kauf war aber jüdischen Bürgern durch das Bezirksamt Oberammergau unmöglich gemacht worden. Nach seiner Zwangspensionierung mieteten Altschülers das Haus Nr. 91 im Krüner Ortsteil Bärnbichel. Am 28.07.1940 meldete die Gendarmerie-Station Garmisch-Partenkirchen an das dortige Landratsamt, man habe die "Wegweisung" der in Krün, Haus Nr. 19, lebenden Bankdirektorseheleute Altschüler eingeleitet. Am 23.09.1940 teilt die Gendarmerie-Station Wallgau mit, daß durch sie Anzeige beim Landgericht München II erstattet wurde, da das Ehepaar die gesetzlich vorgeschriebenen Zusatznamen für "Volljuden" nicht führte, daraufhin wurden beide zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Am 10. November 1941 wurden sie von der örtlichen Polizei nach München ins Lager Berg-am-Laim eingewiesen.
Am 29.10.1938 wandten sich die Altschülers an den Reichsminister des Inneren und baten unter Bezugnahme auf den Runderlass vom 20.09.1938 darum, die Adoption nicht rückgängig zu machen. Sie führten u.a. auf, dass sie seit Generationen keinen Kontakt mehr zur jüdischen Religionsgemeinschaft hätten und ihr Vermögen einst an ihren Sohn fallen würde. Dieses Gesuch wurde vom Staatsministerium des Inneren in seinem Bericht vom 26.09.1939 befürwortet, der Reichsinnenminister stellte die Auflösung der Adoption zurück, da befürchtet wurde, das Kind könne dem Staat zur Last fallen. Nachdem jedoch bekannt wurde, dass Altschülers ihm bereits erhebliche Vermögenswerte überschrieben hatten und somit seine materielle Versorgung gewährleistet war, gab die Abteilung I des R. u. Pr. am 23.03.1942 (I d A 26 IV/41/5654) dem Staatsmin. d. I. die Weisung, beim AG Neustadt die Aufhebung der Adoption zu betreiben (nach DDR-Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung ostdeutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen. Bd. III Die Verfahren Nr. 1064-1114 der Jahre 1955-1964. Amsterdam, München 2003, S. 122 - Verfahren 1068/Hans Globke).
Else Behrend-Rosenfeld schrieb über Altschüler, den sie im Lager Berg am Laim kennenlernte, er sei schwer kriegsbeschädigt gewesen und habe nur an zwei Stöcken gehen können: "Sie hatten, nachdem Herr Altschüler seine Position aufgeben mußte, in Oberbayern in der Nähe des Walchensees ein Landhaus gemietet und wurden erst im November von der Partei herausgeholt." Über die Deportation nach Piaski schrieb sie: "Wie sollte der durch seine schwere Kriegsbeschädigung behinderte Mann allein die Strapazen des Sammellagers und der Reise ertragen, gar nicht zu reden von dem, was danach kam! Und noch etwas machte für sie die Sache besonders schlimm. Sie waren kinderlos, sie hatten als ganz kleines Kind einen Jungen an Kindes Statt genommen und ihn später adoptiert. Beide hingen unendlich an ihm und er an ihnen. Da es ein 'arisches' Kind war, hatte man ihnen schon große Schwierigkeiten gemacht. Sie hatten ihn deshalb in eines der großen Landerziehungsheime (Schondorf am Ammersee) bei München gebracht, von wo aus er sie wenigstens hin und wieder sehen konnte. Die Trennung von diesem geliebten Sohn, der etwa fünfzehnjährig war, traf sie schwerer als alles andere. Trotzdem zeigten sie sich beherrscht und ruhig."
Am 08.12.1941 mußte Ludwig Altschüler zur Finanzierung des Lagers an der Knorrstraße 148 eine "freiwillige" Spende in Höhe von 3 000 RM leisten.
Sohn Heinz erhielt noch bis Ende Oktober 1942 Post von seinen Eltern.
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