Selma Sänger, geb. Rosenfelder
Stenotypistin, Büglerin, geboren am 04.10.1906 in Augsburg, verheiratet, deportiert am 22.07.1942 aus München nach Theresienstadt, ermordet in Auschwitz.
ElternHeinrich Rosenfelder, Kaufmann in Augsburg, Sophie Rosenfelder, geb. Reiter
Geschwister
- Franziska Steinberg, geboren 21.01.1897 Augsburg, im März 1939 nach New York emigriert, gestorben Juni 1976 Broward, Florida
- Max, geboren 16.01.1898 Augsburg, überlebte die Shoah versteckt auf einem Bauernhof in Baden-Württemberg, gestorben 23.10.1964 Augsburg
- Willy, geboren 27.05.1900 Augsburg, emigrierte nach New York, gestorben Mai 1965
- Sabina Benjamin, geboren 03.09.1901 Augsburg, 1933 von Augsburg nach Paris, 1937 von dort nach New York emigriert, gestorben Oktober 1986 Broward, Florida
- Heirat am 03.07.1939 in München mit Stephan Franz Saenger, Diplomingenieur, geboren am 02.04.1897 in Augsburg.
Adressen in München Zugezogen am 28.05.1934 von Berlin
- Haimhauser Straße 18 , bei der Mutter (seit 28.05.1934)
- Hermann-Schmid-Straße 7 (seit 20.06.1942)
- Lindwurmstraße 125 (seit 20.06.1942)
Selma Rosenfelder kam am 4. Oktober 1906 in Augsburg als Tochter des Kaufmanns Heinrich Rosenfelder und seiner Frau Sophie, geborene Reiter, zur Welt. Ihr Vater besaß ein Bekleidungshaus in der Augsburger Maximilianstraße. Selma wuchs mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf; als sie zwölf Jahre alt war, starb ihr Vater. Sie besuchte die Maria-Theresia-Schule und arbeitete später als Stenotypistin.
1934 zog Selma Rosenfelder nach München und wohnte einige Wochen in der Tengstraße. Im selben Jahr siedelte auch ihre Mutter nach München über; die beiden Frauen lebten seit September 1934 im ersten Stock der Haimhauserstraße 18 (heute 2). Am 3. Juli 1939 heiratete Selma Rosenfelder mit 32 Jahren meinen Urgroßonkel, den Ingenieur Stephan Franz Sänger. Auch nach der Hochzeit blieb sie bei ihrer Mutter Sophie wohnen. Nur wenige Wochen später zwangen die Nationalsozialisten, Selma Sänger und ihre Mutter, ihre Wohnung zu verlassen. Wo Selma Sänger in der Folgezeit unterkam, ist unklar. Im Juni 1942 lebte sie offenbar kurzzeitig mit Sophie Rosenfelder im Krankenhaus der Israelitischen Kultusgemeinde München in der Hermann-Schmid-Straße. Anschließend zog sie zu ihrem Mann Stephan in die Lindwurmstraße 125. Dort hatte sich bis Juni 1942 ein Betsaal der Israelitischen Kultusgemeinde befunden. Nach dessen Schließung wurde das Gebäude als „Judenhaus“ zweckentfremdet.
Als Sophie Rosenfelder am 22. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, begleiteten sie Selma und Stephan Sänger freiwillig. In Theresienstadt wurde Selma Sänger gemeinsam mit ihrer Mutter untergebracht; Stephan Sänger wurde einer anderen Unterkunft zugewiesen. Nach einiger Zeit gelang es Selma Sänger, einen Posten in der Menage-Kommission zu bekommen. Damit war sie für die Essensverteilung zuständig und half bei der Essensausgabe – und konnte so ihre Familie mit Lebensmitteln versorgen. Als Stephan Sänger im Frühjahr 1944 Leiter des Bauhofs wurde, konnte Selma Sänger zu ihm in ein Zimmer im Bauhof ziehen. Wenige Monate später verschleppte die SS Selma Sänger am 6. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz. Der Deportationszug kam am 9. Oktober 1944 in Auschwitz an. Ob Selma Sänger sofort nach ihrer Ankunft ermordet wurde oder später, ist nicht bekannt. Ihr Mann Stephan war bereits fünf Tage vor ihr nach Auschwitz deportiert worden. Auch er wurde ermordet. Selma Sängers Mutter Sophie Rosenfelder überlebte das Ghetto Theresienstadt und emigrierte nach der Befreiung zu ihren Kindern in die USA. (Text Nancy Freund-Heller; Lektorat C. Fritsche)
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