Hugo Rothschild
Jurist, Justizrat, Konsulent, geboren am 15.02.1875 in München, geschieden13.02.1945 in KZ Dachau (30. Shevat 5705).
ElternGustav Rothschild, Lehrer in München, Bertha Rothschild, geb. Fleischmann
Ehepartner
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Heirat am 30.04.1910 in München mit Ida Emma Rothschild, geb. Boltshauser, geboren am 15.11.1887 in Basel.
Die Ehe galt als Mischehe.
- Erna, geboren am 03.02.1911 in München
- Fritz Erich, geboren am 13.12.1916 in München
Adressen in München
- Aldringenstraße 11 (seit 25.05.1910)
- Stupfstraße 19 (seit 29.03.1933)
- Johann-von-Werth-Straße 4 (seit 24.05.1934)
Hugo Rothschild kam am 15. Februar 1875 als Sohn des jüdischen Privatlehrers Gustav Rothschild und seiner Frau Bertha, geborene Fleischmann, in München zur Welt. Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er bei einem Viehhändler im fränkischen Baiersdorf auf. Er legte sein Abitur ab, studierte in Erlangen und München Jura und ließ sich als Rechtsanwalt in München nieder. 1910 heiratete Hugo Rothschild die Katholikin Ida Boltshauser. Das Paar bekam zwei Kinder: Erna, 1911 geboren, und Fritz, 1916 geboren. Während des Ersten Weltkriegs war Hugo Rothschild Kriegsgerichtsrat in der Mobilen Etappenkommandantur und erhielt neben anderen Auszeichnungen das König-Ludwig-Kreuz. Nachdem sich Hugo und Ida Rothschild 1921 scheiden hatten lassen, wuchsen Erna und Fritz bei ihrem Vater auf.
Mit Beginn der NS-Herrschaft gingen die Einnahmen von Hugo Rothschilds Kanzlei immer weiter zurück. Weil er im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte, durfte er zwar weiterhin als Anwalt arbeiten. Doch viele „arische“ Mandantinnen und Mandanten scheuten sich nun, einen jüdischen Rechtsbeistand aufzusuchen. Im Zuge der „Kristallnacht“ wurde Hugo Rothschild im November 1938 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nach seiner Freilassung am 1. Dezember 1938 durfte er als einer der wenigen jüdischen „Konsulenten“ weiter arbeiten und ausschließlich jüdische Klientinnen und Klienten beraten. Anfang 1941 vertrat er vor Gericht Sylvia Klar, eine im KZ inhaftierte Gegnerin des NS-Regimes.
Hugo Rothschild war eng mit seiner Familie verbunden. Der Tod seines Sohnes Fritz, der 1939 beim deutschen Überfall auf Polen als Wehrmachtssoldat fiel, traf ihn schwer. 1942 nahm er seine Tochter Erna und ihren Sohn Heinz nach deren Scheidung in seiner Wohnung in der Johann-von-Werth-Straße auf und kümmerte sich liebevoll um seinen Enkel.
Ab 1944 unterstützte Hugo Rothschild seine untergetauchte jüdische Bekannte Edith Schülein mit Lebensmitteln und Geld. Nur wenige Monate vor Kriegsende wurden die beiden im Januar 1945 verraten und von der Gestapo verhaftet. Hugo Rothschild wurde ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Dort starb er am 13. Februar 1945. (Text Ingrid Reuther; Lektorat C. Fritsche)
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