Franz Landauer
Kaufmann, Vertreter, geboren am 26.07.1882 in München, verheiratet, emigriert am 24.08.1939 nach Amsterdam, NL, deportiert am 10.12.1942 aus Amsterdam nach Westerbork (Lager)10.07.1943 in Westerbork (07. Tamuz 5703).
ElternOtto Landauer, Kaufmann, Kommerzienrat in München, Hulda, geb. Bernheim
Geschwister
- Leo, geboren 30.07.1880 München, am 13.06.1942 mit dem 42. Transport von Berlin deportiert, ermordet in Majdanek
- Dr. Paul Gabriel, geboren 31.07.1881 München, ermordet 25.11.1941 Kaunas
- Kurt, geboren 28.07.1884 München-Planegg, emigrierte im Mai 1939 nach Genf, remigrierte, gestorben 21.12.1961 München
- Gabriele Rosenthal, geboren 29.10.1887 München, nach Piaski deportiert, ermordet
- Alfons, geboren 04.06.1889 München, gestorben 23.10.1929 Berlin
- Henny Siegel, geboren 18.01.1891 München, emigrierte im März 1934 nach Haifa, gestorben 1973 Israel
- Heirat am 23.09.1908 in München mit Tilly Höchstädter, geboren am 02.04.1887 in München, gestorben am 15.10.1944 in Auschwitz.
Adressen in München Zugezogen am 23.08.1882
- Königinstraße 85 (seit 24.10.1908)
- Hohenstaufenstraße 7 (seit 15.07.1938) (bis 24.08.1939)
Franz Landauer wurde am 26. Juli 1882 in München geboren. Sein Bruder Kurt Landauer war später viele Jahre lang Präsident des FC Bayern München. Die Eltern Otto und Hulda Landauer, geborene Bernheim, besaßen in der Kaufingerstraße ein großes Modehaus. Am 23. September 1908 heiratete Franz Landauer Tilly Höchstädter und zog mit ihr in eine Wohnung im ersten Stock der Königinstraße 85. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1913 übernahm Franz Landauer gemeinsam mit seinen Brüdern die Leitung des Modegeschäfts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Soldat und wurde in den Offiziersrang erhoben. Als das Modehaus Ende der 1920er Jahre wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten schließen musste, wurde Franz Landauer Vertreter für die Phönix-Lebensversicherung.
In der NS-Zeit waren Franz und Tilly Landauer den immer engmaschiger werdenden Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Im Juli 1938 musste das Ehepaar nach fast 30 Jahren in der Königinstraße 85 sein Zuhause verlassen und in die Hohenstaufenstraße 7 ziehen. Im Zuge der „Kristallnacht“ internierten die Nationalsozialisten Franz Landauer vom 12. November bis 19. Dezember 1938 im Konzentrationslager Dachau. Daneben plünderte die NS-Regierung das Ehepaar systematisch aus: Franz und Tilly Landauer mussten 25.000 Reichsmark „Judenvermögensabgabe“ zahlen, eine allen Jüdinnen und Juden nach dem Novemberpogrom als sogenannte Sühneleistung auferlegte Zwangsabgabe. Außerdem mussten sie im März 1939 sämtlichen Schmuck und alle Wertgegenstände aus Edelmetall abgeben.
Am 24. August 1939 flohen Franz und Tilly Landauer nach Amsterdam. Um emigrieren zu können, hatten sie 29.900 Reichsmark „Reichsfluchtsteuer“ und „Auswandererabgabe“ zu entrichten. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande verschleppte die SS das Ehepaar am 10. Dezember 1942 in das Konzentrationslager Kamp Westerbork. Franz Landauer erlag dort am 10. Juli 1943 den katastrophalen Lebensbedingungen. Er wurde in einem Urnengrab auf dem Jüdischen Friedhof in Diemen beigesetzt. Die Nationalsozialisten ermordeten auch Tilly Landauer, Franz Landauers Brüder Leo und Paul Gabriel sowie seine Schwester Gabriele Rosenthal. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)
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