Bella Ballin, geb. Steinharter
Kunsthandwerkerin, geboren am 07.11.1883 in München, verheiratet, emigriert am 05.03.1942 nach Baden, CH, gestorben am 08.01.1943 in auf See (02 Shevat 5703).
ElternAdolf Steinharter, Antiquitätenhändler in München, Rosalie Steinharter, geb. Drey
Ehepartner
- Heirat am 16.11.1903 in München mit Robert Ballin, Fabrikant, geboren am 14.12.1872 in München, gestorben am 09.02.1960 in München.
- Hans, geboren am 23.10.1904 in München
- Gertraud, geboren am 29.04.1909 in München
Adressen in München
- Residenzstraße 25 (seit 01.01.1918)
- Mauerkircherstraße 22 (seit 01.01.1935)
Bella Ballin besuchte sechs Klassen der Höheren Töchterschule "Siebert" in München. Im Jahre 1923 wohnte Bella Ballin mit ihrer Familie in der Residenzstraße, dieses Haus gehörte ihrer Mutter. In ihrem Haus suchte der beim "Hitlerputsch" verletzte Hermann Göring Hilfe. Bella Ballin machte ihn darauf aufmerksam, daß er sich in einem jüdischen Haus befinde, versorgte ihn und rief einen Arzt.
Ihr Mann leitete gemeinsam mit seinem Bruder Martin das Möbelhaus M. Ballin am Promenadeplatz und eine Möbelfabrik in der Deisenhofener Straße. Die Familie führte ein finanziell gesichertes Leben, bis die antisemitische Propaganda und der systematische Boykott zu Umsatzeinbrüchen führte. Die Bayerische Vereinsbank kündigte einen langjährigen Kredit und der Betrieb mußte daraufhin 1936 arisiert werden. Gemeinsam mit ihrem Mann betrieb Bella Ballin dann eine Firma zum Verkleiden gekaufter Kleiderbügel auf kunstgewerbliche Art sowie einen Großhandel mit verkleideten Kleiderbügeln, Mauerkircher Straße 22/I; das Gewerbe wurde zum 16.05.1938 abgemeldet.
Am 05. März 1942 emigrierten Robert und Bella Ballin gemeinsam mit Roberts Bruder Martin und dessen Frau Thekla aus Deutschland nach Baden in der Schweiz. Nach einem 6monatigem Aufenthalt dort traten sie im November 1942 die Schiffsreise nach Buneos Aires an. Auf der Seereise nach Argentinien starb Bella Ballin vor Kummer und Schwäche. Ihr Mann erfuhr erst bei der Ankunft von ihrem Tod, da sie gezwungen waren, getrennt zu reisen. Er, sein Bruder und die Schwägerin Thekla zogen von Buenos Aires zunächst nach Asuncion, Paraguay. Von dort flogen sie im August 1943 nach Miami und lebten zuerst in New York.
Die Tochter Gertraud emigrierte im April 1939 nach London, remigrierte und starb 1991 in München. Sohn Hans, Architekt verzog im Juli 1931 nach Freiburg/Br., er emigrierte nach Palästina.
Grab des Ehemannes: Neuer Israelitischer Friedhof, Sektion 2, Reihe 10, Platz 4 (Granit - Gedenkinschrift für Bella Ballin). Doppelgrab der Eltern Adolf (1853-1914) u. Rosalie Steinharter (1859-1936): Neuer Israelitischer Friedhof, Sektion 2, Reihe 11, Platz 1 (Granit, Ziersäulen, Zierornamente, Steinurnen).
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