Martin Stein
Kaufmann, geboren am 17.02.1877 in Pless, Reg. Bez. Oppeln (Opole), verheiratet, deportiert am 20.11.1941 aus München nach Kaunas, ermordet am 25.11.1941 in Kaunas (05. Kislev 5702).
ElternMax Stein, Kaufmann, Henriette Jenny Stein, geb. Knoche
Ehepartner
- Heirat am 16.12.1919 in Laupheim, Kr. Biberach mit Bella Stein, geb. Bernheim, geboren am 05.02.1889 in Laupheim, Kr. Biberach, gestorben am 25.11.1941 in Kaunas.
- Berta, geboren am 08.10.1920 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1897 von Kattowitz
- Kratzerstraße 31 (seit 24.11.1919)
- Wendl-Dietrich-Straße 38 (seit 01.07.1931)
- Herzogstraße 65 (seit 26.10.1938)
- Knorrstraße 148 (seit 13.11.1941)
Martin Stein kam am 17. Februar 1877 als Sohn des Kaufmanns Max Stein und seiner Frau Henriette, geborene Knoche, in Pless im heutigen Polen zur Welt. Am 1. Januar 1897 zog er von Kattowitz nach München und war dort vermutlich als Kaufmann tätig. Zwischen 1914 und 1918 kämpfte er als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. Nach Kriegsende heiratete Martin Stein am 16. Dezember 1919 in Laupheim Bella Bernheim. Sie war dort am 5. Februar 1889 als drittältestes Kind des Viehhändlers Jakob Bernheim und seiner Frau Peppi, geborene Nördlinger, zur Welt gekommen. Das junge Ehepaar zog in München zunächst in den ersten Stock der Kratzerstraße 31 im Stadtteil Gern. Am 8. Oktober 1920 bekamen Martin und Bella Stein eine Tochter: Bertha. Sie besuchte bis April 1936 das Lyzeum an der Luisenstraße und anschließend die Städtische Berufsschule für Stickerinnen an der Weilerstraße. Am 1. Juli 1931 zog die Familie Stein in die neue Siedlung der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG in Neuhausen in eine Wohnung im zweiten Stock der Wendl-Dietrich-Straße 38. Martin Stein, der seit 1927 Vertreter für Haushaltsartikel und Lederwaren war, betrieb sein Geschäft zeitweise in dieser Wohnung.
Wie es Martin und Bella Stein angesichts der antisemitischen Verfolgung in den ersten Jahren der NS-Herrschaft ging, ist unklar. Am 26. Oktober 1938 mussten sie ihre Wohnung verlassen und in ein Zimmer zur Untermiete im dritten Stock der Herzogstraße 65 ziehen. Einen Monat später musste Martin Stein sein Gewerbe abmelden. Damit hatte er keine Möglichkeit mehr, Geld für seine Familie und sich zu verdienen. Später musste Martin Stein bei Oskar Buchner Zwangsarbeit als Gartenarbeiter leisten.
Am 13. November 1941 mussten Martin und Bella Stein in die „Judensiedlung Milbertshofen“ ziehen, ein Sammellager an der Knorrstraße 148. Kurz davor gab Martin Stein in einer Vermögenserklärung an, was ihm und seiner Frau nach den Jahren der Ausgrenzung noch geblieben war. Das Ehepaar besaß nur noch einige Kleidungsstücke sowie wenige Möbel, darunter einen Kleiderschrank im Wert von 50 Reichsmark und sechs Stühle für 25 Reichsmark. Nach der Deportation räumte die Polizei das Zimmer von Martin und Bella Stein; die darin enthaltenen Gegenstände wurden vermutlich versteigert. Martin und Bella Stein sollten eigentlich nach Riga verschleppt werden. Weil das Ghetto dort überfüllt war, wurden sie am 20. November 1941 gemeinsam mit etwa 1.000 weiteren jüdischen Münchnerinnen und Münchnern nach Kaunas deportiert. Dort erschoss die SS am 25. November 1941 alle Verschleppten. Martin Stein wurde 64 Jahre alt, Bella Stein 52 Jahre.
Die Tochter von Martin und Bella Stein überlebte: Bertha Stein konnte 1940 in die USA auswandern und heiratete dort den ebenfalls aus München stammenden Helmut Frankenburger. Sie bekam Kinder, wurde später Großmutter und starb im hohen Alter in den USA. (Text: Falko Sellmair, Azubi bei der GEWOFAG; Lektorat: C. Fritsche)
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