Lotte Schwarzschild
Schülerin, geboren am 21.05.1925 in München, ledig, deportiert am 04.04.1942 aus München nach Piaski, ermordet im Jahr 1942 in Piaski.
ElternMoritz Fritz Schwarzschild, Kaufmann in München, Mina Schwarzschild, geb, Koschland
Adressen in München
- Äußere Prinzregentenstraße 12 , bei den Eltern (seit 04.04.1932)
- Friedrich-Herschel-Straße 9 , bei den Eltern (seit 10.08.1939)
- Flachsröste Lohhof (seit 05.08.1941)
- Herzog-Rudolf-Straße 1 (seit 01.12.1941)
- Flachsröste Lohhof (seit 11.12.1941)
Lotte Schwarzschild kam am 21. Mai 1925 als Tochter von Moritz Fritz Schwarzschild und seiner Frau Mina, geborene Koschland, zur Welt. Ihr Vater war Teilhaber von „Ernst Sicher & Co.“, eines Großhandels mit elektrotechnischen Bedarfsartikeln und Leuchtkörpern. Die Familie lebte zunächst in der Holbeinstraße 10 und zog, als Lotte sechs Jahre alt war, in die Äußere Prinzregentenstraße 12. Lotte verbrachte ihre Kindheit in der unmittelbaren Umgebung ihrer Schule, des Städtischen Lyzeums am St.-Anna-Platz in der St.-Anna-Straße 20, damals eine Mädchenschule.
Mit der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten 1933 änderte sich das Leben der Familie Schwarzschild radikal. Wahrscheinlich musste Lotte Schwarzschild das Lyzeum am St.-Anna-Platz spätestens 1938 verlassen. Ihr Vater beantragte im April 1938 eine Gewerbezulassung, die ihm als Juden verwehrt wurde. Die Familie erhielt finanzielle Unterstützung aus dem privaten Umfeld. 1939 wurden Lotte und ihre Eltern aus ihrer Wohnung vertrieben; die Familie musste mehrfach den Wohnsitz wechseln. Spätestens ab Dezember 1941 zwang die Münchner „Arisierungsstelle“ die erst 16-jährige Lotte zur Arbeit in der Flachsröste Lohhof. Sie war nun vermutlich das erste Mal in ihrem Leben von ihren Eltern getrennt und musste in dem eigens dort errichteten Barackenlager leben. Die Zwangsarbeiterinnen in Lohhof litten unter Hunger, der sehr harten Arbeit und den schweren Strafen selbst bei den kleinsten „Vergehen“. Am 2. Oktober 1941 erlitt sie an einer so genannten Schwingmaschine, die keine Schutzvorrichtung hatte, eine schwere Verletzung, ihr wurde das obere Daumenglied abgetrennt. Als Jüdin durfte sie nicht im nächstgelegenen Krankenhaus behandelt werden, sondern nur in der „Israelitischen Privatklinik“ in München.
Am 4. April 1942 deportierte die Gestapo Lotte Schwarzschild nach Piaski im Distrikt Lublin. Viele der dorthin Verschleppten verhungerten, kamen bei unmenschlicher Zwangsarbeit in den umliegenden Lagern um oder wurden von der SS ermordet. Wann und wo Lotte Schwarzschild gestorben ist, ist nicht bekannt. Ihre Eltern Moritz und Mina Schwarzschild wurden am 10. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt und am 19. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Ausschwitz deportiert. Wahrscheinlich ermordete die SS das Ehepaar sofort nach der Ankunft des Zuges. (Text Schüler*innen des P-Seminars „Erinnerungszeichen“ am Städtischen St.-Anna-Gymnasium 2019/2021, Lektorat C. Fritsche)
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