Joseph Weiss
Privatgelehrter, Schriftsteller, musste später Zwangsarbeit leisten (Gartenbau), geboren am 12.04.1894 in Wien, Österreich, geschieden, deportiert am 20.11.1941 aus München nach Kaunas, ermordet am 25.11.1941 in Kaunas (05. Kislev 5702).
ElternEmanuel Emil Weiss, Möbelfabrikant in München, Jeanette Weiss, geb. Bauer, Möbelhändlerin
Geschwister
- Johann, geboren 21.02.1897 München
- Leopold, geboren 27.02.1899 München, ab Oktober 1939 im KZ Sachsenhausen interniert, ermordet 20.06.1941 KZ Dachau
- Adolf, geboren 08.01.1900 München, gestorben 12.03.1917 München
- Julie Katharina, geboren 30.05.1901 München, nach Theresienstadt deportiert, ermordet Auschwitz
- Friedrich, geboren 15.02.1903 München, hingerichtet 1942 in Berlin-Plötzensee
- Leo, geboren 21.05.1904 München, gestorben 14.01.1920 München
- Magdalena, geboren 11.12.1905 München, emigrierte im September 1933
- Rosa Vetter, geboren 05.08.1907 München, mit Nichtjuden verheiratet, überlebte die Shoah in Traunstein
- Henriette, geboren 01.05.1911 München, emigrierte im Januar 1937 über Zürich nach Südafrika
- Heirat am 26.01.1939 in München mit Elisabeth Weiß, geb. Springer; Schauspielerin, Malerin u. Bildhauerin, geboren am 02.03.1904 in München, gestorben am 25.11.1941 in Kaunas.
Adressen in München
- Schellingstraße 82 , bei der Mutter (seit 15.07.1935)
- Rosental 19 (seit 01.06.1939)
- Landwehrstraße 44 (seit 16.08.1939)
- Clemensstraße 6 (seit 18.01.1941)
- Knorrstraße 148 (seit 04.09.1941)
Joseph Weiss kam am 12. April 1894 in Wien zur Welt. Seine Eltern waren der Möbelfabrikant Emanuel Emil Weiss und die Möbelhändlerin Jeanette Weiss, geborene Bauer. Er hatte neun Geschwister, die alle in München geboren wurden. Joseph Weiss besuchte die Oberrealschule und studierte anschließend an der Universität. Er nahm von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende war er als Privatgelehrter und Schriftsteller tätig und heiratete 1923 Martha Hahn, geborene Schwab. Die Ehe wurde 1932 geschieden. Ab Juli 1935 wohnte Joseph Weiss bei seiner Mutter in der Schellingstraße 82. Seit 1937 betrieb er im vierten Stock des Hauses ein Schreib- und Vervielfältigungsbüro. Dieses Gewerbe musste er wegen seiner jüdischen Herkunft am 29. November 1938 rückwirkend zum 10. November 1938 abmelden. Am 26. Januar 1939 heiratete er Elisabeth (Lisl) Springer; die kurze Ehe stand möglicherweise in Zusammenhang mit den Bemühungen beider, der antisemitischen Verfolgung zu entkommen. Das Ehepaar wohnte seit Juni 1939 im Rosental 19 (heute Sendlinger Straße 3).
Auch sein Austritt aus der jüdischen Religionsgemeinschaft am 17. Januar 1939 schützte Joseph Weiss nicht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten: Wie seine Frau Lisl und seine Schwiegermutter Dorline Springer wurde er gezwungen, in eine sogenannte „Judenwohnung“ in der Landwehrstraße 44 zu ziehen. Außerdem musste er Zwangsarbeit im Gartenbau leisten. Wenige Monate nach der Scheidung von Lisl Springer im April 1941 musste Joseph Weiss im September 1941 in die „Judensiedlung Milbertshofen“ ziehen, ein Barackenlager in der Knorrstraße 148. Er gehörte zu den 1.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern, die die Gestapo am 20. November 1941 von München nach Kaunas in Litauen deportierte. Dort erschoss ihn die SS am 25. November 1941 zusammen mit allen übrigen Verschleppten.
Seine verwitwete Mutter Jeanette Weiss wurde 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet. Bruder Friedrich wurde 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet, Bruder Leopold 1941 im KZ Dachau ermordet. Die Schwester Julie Katharina Weiss ermordete die SS 1944 im KZ Auschwitz. Joseph Weiss’ Schwestern Rosa, Henriette und Magdalena überlebten die Shoah. (Text: Judith Rosenthal; Lektorat: C. Fritsche)
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