
Arthur (Artur) Schönberg
Diplomingenieur, Landesbaurat, geboren am 05.03.1874 in Wien, verheiratet, deportiert am 04.06.1942 aus München nach Theresienstadt, ermordet am 20.02.1943 in Theresienstadt (15. Adar I 5703).
ElternIgnaz Schoenberg, Privatier in Wien, Charlotte Schoenberg, geb. Weiß
Ehepartner
- Heirat am 23.12.1900 in Wien mit Evelyne Schoenberg, geb. Bach, geboren am 25.01.1879 in Wien.
- Else, geboren am 30.09.1901 in München
- Lotte, geboren am 18.09.1903 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1900 von Berlin
- Loristraße 36
- Frundsbergstraße 21
- Nördliche Auffahrtsallee 69 (seit 01.01.1914)
- Heßstraße 7 (seit 09.05.1927)
- Hiltenspergerstraße 43 (seit 10.11.1933)
- Richard-Wagner-Straße 11 (seit 15.06.1939)
- Clemens-August-Straße 9 (seit 15.01.1942)
Arthur Schönberg wurde am 5. März 1874 in Wien als Kind jüdischer Eltern geboren, nur wenige Straßen von seinem bekannten Cousin entfernt, dem Komponisten und Musiktheoretiker Arnold Schönberg. Nach dem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule, das Arthur als einer der Jahrgangsbesten absolvierte, arbeitete er als Ingenieur in seiner Heimatstadt und anschließend bei der AEG in Berlin. Im Jahr 1900 wechselte er nach München in das Ingenieurbüro Oskar von Miller.
Im Ingenieurbüro stieg Arthur Schönberg in kurzer Zeit zum engsten Vertrauten des Firmeninhabers auf, wurde Prokurist, Bürochef und 1921 Gesellschafter. In der Firma war er der wichtigste Planungsingenieur und an der Konzeption und Realisierung zahlreicher Stromverbünde führend beteiligt, darunter der Pfalzwerke, der Karpatenwerke, des Bayernwerks, des Thüringenwerks und an dem visionären Projekt einer Reichselektrizitätsversorgung. Auch die technischen Zeichnungen für das Walchenseekraftwerk und das Bayernwerk stammen von ihm. Für die meisten dieser Großprojekte erhob Schönberg persönlich die Daten. Dabei griff er auf die Methode ausführlicher, von ihm entwickelter Umfragebögen zurück. Eine Reihe solcher Fragebögen ist in dem von ihm gemeinsam mit seinem Kollegen Ernst Glunk herausgegebenen Buch Landes-Elektrizitätswerke (1926) abgedruckt.
Kaum bekannt ist, dass Schönberg einer der Pioniere des elektrischen Kochens in Deutschland war. 1927 regte er in Schweinfurt und Schwandorf erstmals die Einrichtung von Versuchsküchen an. Das Angebot war angelegt für Arbeiter- und Handwerkerhaushalte. Schon bald kopierten viele deutsche Elektrizitätswerke die bayerischen Vorbilder.
Schönberg hat mit Oskar von Miller (1855-1934) die Gründung des Deutschen Museums vorbereitet. In den Anfangsjahren wirkte er als „Wissenschaftlichen Leiter“ und war in dieser Funktion auch für die Einwerbung, Ausstellung und Beschreibung von Objekten zuständig. Er war in nahezu allen wichtigen Gremiensitzungen anwesend, er formulierte die Haushaltsentwürfe, lieferte die Vorlagen für Verträge und Rundschreiben und entwickelte die Fachgebietseinteilung der Objektsammlungen, die vom Prinzip her noch heute gültig ist. Zudem versorgte Schönberg in den Gründungsjahren die Presse permanent mit Informationen, so dass er inoffiziell als der Pressesprecher des Museums galt. Er war der Verfasser zahlreicher Denkschriften, der Jahresberichte und der Publikation Chronik des Deutschen Museums.
Schönberg erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen. Von 1903 bis 1934 gehörte er dem Ausschuss des Deutschen Museums an. 1925 erfolgte seine Ernennung zum Bayerischen Landesbaurat. Im Museum wurde er durch die Abbildung seiner Person im großen Triptychon des Malers Georg Waltenberger mit der Darstellung der Grundsteinlegung zum Museumsneubau geehrt. Zudem würdigt ihn eine Steintafel vor dem Ehrensaal als den ersten Mitarbeiter des Deutschen Museums.
Im Zuge der antisemitischen Gesetzgebung des NS-Staats musste Arthur Schönberg 1937 seine Firmenanteile an der Ingenieurbüro Oskar von Miller GmbH aufgeben. Nach den Novemberpogromen 1938 und einer Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau bemühte er sich um eine Ausreise aus Deutschland – vergebens. Im Juni 1942 wurde er mit seiner Frau in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er kurz vor seinem 69. Geburtstag am 20. Februar 1943 infolge der katastrophalen Lagerbedingungen starb.
( Text Wilhelm Füßl)
Permalink für diesen Datenbankeintrag
https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=4173