Dr. phil. Ludwig Frank
Studienprofessor an der Rupprecht Oberrealschule, geboren am 25.12.1878 in Steinach, Kr. Kissingen, ledig, deportiert am 30.11.193812.04.1940 in KZ Sachsenhausen (04. Nisan 5700).
ElternOtto Frank, Pferdehändler in Steinach, Jette, geb. Schülein
Geschwister
- Benno
Adressen in München Zugezogen am 01.10.1889
- Ruffinistraße 12 (seit 01.11.1926)
- Richildenstraße 58 , Frank (seit 01.09.1931)
- Richildenstraße 34 , Maier (seit 30.07.1933)
- Johann-von-Werth-Straße 4 , Witzinger (seit 01.09.1933)
- Johann-von-Werth-Straße 3 , Witzinger (seit 01.02.1935)
- Ismaninger Straße 62a , Theilheimer (seit 06.01.1936)
- Ismaninger Straße 76 (seit 30.12.1936)
Ludwig Frank kam 1878 im fränkischen Steinach als Sohn des jüdischen Vieh- und Pferdehändlers Otto Frank und seiner Frau Henriette zur Welt. Nach dem Abitur studierte er an der Technischen Hochschule in München und wurde 1902 Maschinendiplomingenieur. Um als Lehrer arbeiten zu können, schloss er mehrere Semester Mathematik und Physik an. 1911 legte Ludwig Frank seine Doktorarbeit zu einem geographischen Thema vor. Ein Jahr später trat er in Kempten seine erste Lehrerstelle an. 1920 wurde Ludwig Frank Studienprofessor für Mathematik und Physik an der Rupprecht-Oberrealschule in München-Neuhausen. Dort wurde er im Sommer 1930 mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Lehramtskandidatin sexuell belästigt zu haben – und konnte seine Unschuld beweisen.
Rund zweieinhalb Jahre nach Beginn der NS-Herrschaft denunzierte ein Kollege Ludwig Frank: Anfang September 1935 behauptete Hans Simmer, Ludwig Frank habe wiederholt Affären mit „arischen“ Frauen gehabt, darunter auch Schülerinnen. Hans Simmer hatte Ludwig Frank seit Langem beobachtet und bat nun die Polizei: „Lassen Sie doch den Juden überwachen, mit welchen Frauen er geht.“ Die Polizei befragte Ludwig Frank zwar, konnte ihm jedoch keinen Verstoß gegen die „Nürnberger Rassengesetze“ nachweisen. Im Januar 1936 verlor er wie auch andere jüdische Lehrerinnen und Lehrer seine Stelle und zog von Neuhausen in die Ismaninger Straße Nr. 62a in Steinhausen. Im Zuge der „Kristallnacht“ wurde Ludwig Frank im November 1938 für knapp drei Wochen im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Auf Hans Simmers Betreiben musste er sich ab Anfang 1939 erneut wegen angeblicher Beziehungen zu „arischen“ Frauen rechtfertigen. Am 23. November 1939 verhaftete die Gestapo Ludwig Frank und befragte ihn im Wittelsbacher Palais. Seine Vermieterin Käthe Gutmann erzählte später, Ludwig Franks Haare seien während seiner Inhaftierung über Nacht weiß geworden. Im Februar 1940 wurde Ludwig Frank ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Seine Bemühungen, über einen Anwalt seine Emigration zu erreichen, scheiterten. Ludwig Frank wurde am 12. April 1940 mit 61 Jahren im KZ Sachsenhausen ermordet. (Text Ingrid Reuther; Lektorat C. Fritsche)
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