Johanna Felsen
Kontoristin, Stenotypistin, geboren am 16.09.1913 in München, ledig, emigriert am 31.01.1938 nach Krakau, PL, ermordet am 01.01.1943 in Ghetto Warschau.
ElternMarkus Felsen, Kaufmann in München, Anna Felsen, geb. Karfiol
Geschwister
- Leopold Benno, Prof. f. Elektrophysik, geboren 07.05.1924 München, emigrierte im Juli 1939 über Italien und Frankreich nach London, von dort 1940 nach New York, gestorben 24.09.2005 Brookline, Massachusetts
Adressen in München
- Hermann-Lingg-Straße 11 , bei den Eltern (seit 16.09.1913)
- Augustenstraße 13 (seit 17.07.1935)
- Hermann-Lingg-Straße 1 , bei den Eltern (seit 21.07.1935)
Johanna Felsen wurde am 16. September 1913 als Tochter des Münchner Kaufmanns Markus Felsen und seiner Frau Anna geboren. Weil Markus Felsen aus Polen stammte, hatten er und seine Familie die polnische Staatsbürgerschaft. Johanna Felsen hatte einen elf Jahre jüngeren Bruder, Benno Leopold, und besuchte von April 1923 bis März 1928 das heutige Luisengymnasium. Anschließend arbeitete sie als Kontoristin und Stenotypistin.
Eineinhalb Jahre nach Inkrafttreten der „Nürnberger Rassengesetze“ wurde Johanna Felsen im März 1937 wegen des „Verdachts eines Verbrechens nach § 2 des Blutschutzgesetzes“ angezeigt. Sie hatte Liebesbeziehungen zu zwei „arischen“ Männern unterhalten. Johanna Felsen war in München für kurze Zeit im Gefängnis am Neudeck in der Au und wahrscheinlich auch im Gefängnis im Polizeipräsidium in der Ettstraße inhaftiert. Zum 15. November 1937 wies das Reichsministerium des Innern die 24-Jährige nach Polen aus. Ihr Gesuch in München bleiben zu können, da sie nie in Polen gewesen sei und die Sprache nicht beherrsche, wurde abgelehnt. Unter welchen Umständen Johanna Felsen in Polen lebte, ist unklar. Fest steht nur, dass sie 1940 in Krakau (heute Kraków) wohnte; dies geht aus der Kartei zur Erfassung der jüdischen Bevölkerung hervor, die die Jüdische Gemeinde auf Befehl der deutschen Besatzer anlegen musste. Danach verliert sich ihre Spur. Vermutlich wurde Johanna Felsen Ende 1942 im Ghetto Warschau ermordet.
Ihre Familie überlebte die Shoah: Markus und Anna Felsen konnten 1939 nach London emigrieren und später in den USA. Dorthin konnte sich auch Leopold Felsen retten.
(Text Barbara Hutzelmann, Redaktion Ch. Fritsche)
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