Lina Binswanger, geb. Moos
geboren am 11.07.1872 in Ulm, verwitwet, deportiert am 25.06.1942 aus München nach Theresienstadt, ermordet am 07.05.1943 in Theresienstadt (04. Sivan 5703).
ElternIsidor Moos, Lederhändler, Luise, geb. Neuburger
Geschwister
- Alfred, geboren am 24.07.1871, in Ulm
- Bertha, geboren am 05.05.1875, in Ulm
- Karl, geboren am 25.08.1877, in Ulm
- Heirat am 28.08.1891 in Ulm mit Alfred, geboren am 29.08.1860 in Osterberg, Kr. Illertissen, gestorben am 15.11.1933 in Regensburg.
- Elisabeth, geboren am 01.07.1893 in Regensburg
- Martha, geboren am 04.07.1894 in Regensburg
Adressen in München Zugezogen am 18.06.1934 von Regensburg
- Destouchesstraße 16 (seit 18.06.1934) (bis 16.03.1937)
- Leopoldstraße 102 (seit 16.03.1937)
- Franz-Joseph-Straße 15 (seit 09.10.1939)
- Amalienstraße 54 (seit 02.09.1941) (bis 09.12.1941)
- Hohenzollernstraße 4 (seit 09.12.1941) (bis 25.06.1942)
Mit nur 19 Jahren heiratete die aus einer jüdischen Familie stammende Lina Moos den jüdischen Fabrikanten Alfred Binswanger. Alfred Binswanger leitete die Likörfabrik Edmund Jacobi Nachfolger in der Regensburger Wöhrdstraße 11, auf einer Insel mitten in der Donau gelegen. Das Paar zog nach der Hochzeit in ein Haus neben der Fabrik. 1893 kam Tochter Elisabeth zur Welt, ein Jahr später die zweite Tochter Martha. In Briefen an ihre Verwandten schilderten Lina und Alfred Binswanger in dieser Zeit viele glückliche Momente des Familienlebens, darunter etwa die Festessen an einer langen Tafel am Flussufer. Während des Ersten Weltkriegs engagierte sich Lina Binswanger in einer Gemeinschaftsküche der Stadt Regensburg und erhielt dafür das Eiserne Kreuz.
Nur wenige Wochen nach der „Machtübernahme“ wurde Alfred Binswanger am 30. März 1933 von SA-Männern verhaftet. Er wurde zwar am Tag darauf wieder entlassen, doch die Verhaftung und der Boykott des Familienunternehmens trugen zu seinem frühen Tod im November 1933 bei. 1936 „arisierte“ Wilhelm Braun die Regensburger Likörfabrik.
Lina Binswanger ging im Juni 1934 nach München und lebte dort zunächst in der Destouchesstraße 16. Nach dem Tod ihrer Tochter Martha an Multipler Sklerose im Januar 1937 zog sie in deren Wohnung in der Leopoldstraße 102 und kümmerte sich um ihre 14-jährige Enkelin Anneliese. Im Oktober 1939 wurden die beiden gemeinsam mit anderen jüdischen Frauen zwangsweise in einer Wohnung in der Franz-Joseph-Straße 15 untergebracht. Es folgten weitere Umquartierungen, unter anderem in eine Pension in der Amalienstraße 54. Deren Besitzerin Anni Hauser kümmerte sich um Lina Binswanger, bis diese am 25. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Lina Binswanger starb dort am 7. Mai 1943. Auch ihre Enkelin Anneliese überlebte die Shoah nicht. (Text: Mara Fazio und Claudio Lindner; Übersetzung aus dem Italienischen: A. Borra; Lektorat: C. Fritsche)
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