Heinrich Cohen
Kaufmann, geboren am 31.03.1869 in München, verwitwet, gestorben am 18.05.1940 in München (10. Ijar 5700).
ElternIgnaz Cohen, Kaufmann in München, Maria, geb. Haimann
Geschwister
- Ida Karoline verheiratete Stern, geboren am 06.12.1870, in München# , gestorben am 15.02.1944 in New York.
- Alice verheiratete Sabat, geboren am 31.07.1874, in München
- Heirat am 08.08.1928 in München mit Marie Kraemer, geboren am 07.02.1889 in München, gestorben am 01.04.1934 in München.
- Heirat am 07.07.1902 in Bamberg mit Lilli Obermeier, gestorben am 18.08.1913 in Oberstdorf.
- Fritz Ignaz, geboren am 31.03.1903 in München
- Ludwig Max, geboren am 07.02.1905 in München
Adressen in München
- Herzog-Heinrich-Straße 19
- Uhlandstraße 1 , Schrägele (seit 29.10.1910)
- Mozartstraße 10 (seit 15.03.1933)
- Rauchstraße 20 , eigene Wohnung (seit 24.07.1939)
Heinrich Cohen war Inhaber eines 1821 von seinem Großvater gegründeten Geschäftes für Seide, Zubehör für die Damenschneiderei, Besätze, Borten und andere Kurzwaren in der Schäfflerstraße 21, ab 1898 in der Löwengrube 23. Er trat am 01.04.1887 in die Frima ein, die zu dem Zeitpunkt von seiner verwitweten Mutter geführt wurde, seit 1899 fungierte er als Alleininhaber. Die Ernennung zum bayerischen Hoflieferanten erfolgte am 21.08.1917. Im Jubiläumsjahr 1921 beschäftigte die Firma ca. 100 Angestellte und belieferte auch das europäische Ausland. Heinrich Cohen war gerichtlich beeidigter Sachverständiger für Spitzen.Anfang Oktober 1934 wurde auf das Geschäft ein Brandanschlag verübt. In Verdacht geriet der Funktionär der Nationalsozialistischen-Betriebszellen-Organisation (NSBO). Das Feuer wurde schnell entdeckt, allerdings wurde ein erheblicher Teil der Warenvorräte rauchgeschädigt. Der Umsatz im Jahr 1936 betrug 1 170 000 RM, beschäftigt wurden 115 Arbeiter und Angestellte. Im Juli 1937 verkaufte Heinrich Cohen sein Geschäft an den "Chefverkäufer bei Loden-Frey", Herbert Stiehler und räumt diesem auch ein Vorkaufsrecht auf seine Häuser Löwengrube 23 und Windenmacherstraße 4 ein. Dieses Vorkaufsrecht wurde knapp eineinhalb Jahre nach Vertragsabschluss verwirklicht und "vom Käufer bestimmte Personen" erwarben neun Tage nach der "Reichskristallnacht" beide Grundstücke.
Heinrich Cohen war seit 1895 Mitglied des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Mit Dr. Julius Heilbronner, Anton und Leo Oppenheimer bestieg er fast alle "4000er" im Alpenbereich und erhielt 1920 das silberne Edelweiß für 25jährige Mitgliedschaft in der Münchner Sektion. In der 1924 stattfindenden Mitgliederversammlung stellte der Sektionsvorsitzende Dr. Karl Leuchs einen Antrag auf Satzungsänderung mit dem Ziel, die Anzahl der jüdischen Alpenvereinsmitglieder zu beschränken. Die Satzungsänderung wurde mit fast einstimmigem Ergebnis gebilligt und so verließen aus Protest fast alle jüdischen Mitglieder die Sektion München.
Die Kinder stammen aus der ersten Ehe mit Lilli Obermeier. Sie starb am 18.08.1913 in Oberstdorf. Sohn Ludwig war ein extremer Kletterer, stürzte in den Ruchenköpfen in den Schlierseer Bergen tödlich ab. Sohn Fritz war geistig behindert und konnte die Firma nicht weiterführen. Er war auf Betreuung angewiesen und wurde am 30.06.1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Haar-Eglfing eingewiesen. Zusammen mit anderen jüdischen Patienten wurde er am 20.09.1940 von Eglfing nach Schloß Hartheim bei Linz deportiert und unmittelbar nach der Ankunft ermordet.
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