Flora Wilmersdörfer, geb. Schmidt
geboren am 03.07.1885 in Giebelstadt, Kr. Ochsenfurt, verheiratet, emigriert am 10.05.1939 nach Havanna, CU, emigriert am 17.06.1939 nach Brüssel, BE, deportiert am 31.07.1943 aus Mechelen nach Auschwitz, ermordet im Jahr 1943 in Auschwitz.
ElternDavid Schmidt, Kaufmann in Giebelstadt, Bella, geb. Stern
Geschwister
- Richard, geboren am 22.11.1881, in Giebelstadt
- Rosa verheiratete Lisberger, geboren am 18.05.1884, in Giebelstadt
- Sofie verheiratete Wannbacher, geboren am 11.06.1888, in Giebelstadt
- Heirat am 11.03.1911 in Giebelstadt mit Siegfried Wilmersdörfer, geboren am 14.03.1879 in Regensburg, gestorben am 01.01.1941 in Brüssel, Belgien.
- Anna Lina, geboren am 13.03.1912 in Landshut
Adressen in München Zugezogen am 03.02.1922
- Haimhauser Straße 19 (seit 26.04.1927)
- Rückertstraße 6 (seit 16.09.1935)
Flora Wilmersdörfer kam am 3. Juli 1885 in Giebelstadt als Tochter von Bella und David Schmidt zur Welt. Sie hatte drei Geschwister. Über ihre Kindheit ist nichts bekannt.
Am 11. März 1911 heiratete sie den Kaufmann Siegfried Wilmersdörfer. Das Paar zog nach Landshut, wo Flora Wilmersdörfer 1912 Tochter Anna Lina das Leben schenkte. Ihr Ehemann führte dort ein Geschäft. Während des Ersten Weltkriegs diente er an der Front. Flora Wilmersdörfer verbrachte diese Jahre mit ihrer Tochter bei ihren Eltern.
1919 übersiedelte die Familie nach Amberg, wo Siegfried Wilmersdörfer ein Textilwarengeschäft eröffnet hatte. 1922 wurde das Geschäft nach München in die Senefelderstraße verlegt. Von 1925 bis 1935 wohnten sie in der Haimhauserstraße 19 (heute 1). Die Familie besuchte regelmäßig die Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße. Flora Wilmersdörfer war Hausfrau und betätigte sich wenn nötig im Geschäft.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich das Leben für sie alle grundlegend. Im September 1938 musste die Firma weit unter Wert an der Thüringer Strickwarenfabrikanten Martin Ringelmann „arisiert“ werden. Ihr Vermögen wurde ihnen entzogen. Das Ehepaar Wilmersdörfer hatte Visa für Kuba und verließ Deutschland am 13. Mai 1939 an Bord der „MS St. Louis“. Ein Dekret des kubanischen Präsidenten verbot aber den über 900 jüdischen Passagieren die Einreise, das Schiff musste den Hafen verlassen. Am 14. Juni 1939 erklärten sich Belgien, Großbritannien, Frankreich und die Niederlande bereit, die verzweifelten Menschen aufzunehmen. Flora und Siegfried Wilmersdörfer lebten nun in Brüssel.
Nach der deutschen Besetzung Belgiens im Mai 1940 gerieten sie erneut in den Machtbereich der Nationalsozialisten. Siegfried Wilmersdörfer verstarb am 1. Mai 1941 an einem Herzinfarkt. Flora Wilmersdörfer hielt sich ab September 1942 versteckt. Sie wurde verraten und verhaftet. Am 18. Mai 1943 verschleppte die SS sie in das Sammellager Mechelen und von dort am 31. Juli 1943 nach Auschwitz. Die SS ermordete sie vermutlich sofort nach Ankunft des Zuges. Tochter Anna Lina gelang mit ihrer Familie die Emigration in die USA. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)
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