Charlotte Luise (Lotte) Carney, geb. Hermann (zuerst: Lewin)
Lehrerin, Vertreterin für Elektrogeräte, geboren am 17.08.1900 in Berlin, geschieden, deportiert am 13.03.1943 aus München nach Auschwitz, ermordet am 30.04.1943 in Auschwitz (26. Nissan 5703).
ElternHermann Lewin, Amtsrichter, Margarete Luise, geb. Bruck
Geschwister
- Hildegard verheiratete Schneider
-
Paul Carney, geboren am 09.03.1902 in Einbeck.
Die Ehe galt als Mischehe.
Adressen in München Zugezogen am 02.07.1932 von Magdeburg
- Galeriestraße 29 (seit 02.07.1932) (bis 01.01.1934)
- Gewürzmühlstraße 10 , eigene Wohnung (seit 01.01.1934) (bis 30.09.1934)
- Türkenstraße 71 (seit 08.09.1935)
- Galeriestraße 16 (seit 01.11.1935)
- Maximilianstraße 15 (seit 01.06.1936)
- Maria-Theresia-Straße 23 (seit 16.01.1937)
- Clemens-August-Straße 9 (seit 21.10.1941)
Charlotte Carney kam am 17. August 1900 als Tochter von Hermann Lewin und seiner Frau Margaretha, geborene Bruck, in Berlin zur Welt. Nach dem Tod von Charlottes Vater heiratete ihre Mutter 1907 den Amtsrichter Michel Alfred Herrmann. Charlotte führte von nun an seinen Nachnamen als Geburtsnamen. Die Familie lebte in Preußisch Stargard (heute Starogard Gdańsk). 1920 bestand Charlotte Herrmann das Abitur und zog nach Magdeburg. Ein Jahr später bestand sie dort die erste Prüfung für das Lehramt. 1926 heiratete Charlotte Herrmann den Kaufmann Paul Carney. Ab Ostern 1928 war sie an einer Volksschule in Magdeburg beschäftigt und bestand im Juni 1931 die zweite Lehramtsprüfung.
Charlotte und Paul Carney zogen 1932 nach München in die Galeriestraße 29 (heute Franz-Josef-Strauß-Ring 4). Nur wenige Wochen nach Beginn der NS-Herrschaft machte das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 Charlotte Carneys Chancen auf eine Einstellung als Lehrerin zunichte. Denn obwohl sie zum evangelischen Glauben übergetreten war, galt sie laut der nationalsozialistischen Rassenideologie als Jüdin und durfte nach dem neuen Gesetz nicht Beamtin werden. Für Charlotte Carney war das ein schwerer Schlag und sie erkrankte. Ab 1935 arbeitete sie als Vertreterin für Staubsauger und elektrische Hausgeräte. Ein Jahr später ließ sie sich von Paul Carney scheiden. Seit 1937 wohnte sie in einem Dachgeschosszimmer des Hildebrandhauses in der Maria-Theresia-Straße 23. Die jüdische Besitzerin der Villa Elisabeth Braun gewährte Verfolgten des NS-Regimes Zuflucht. Nachdem Charlotte Carney 1938 die Gewerbeerlaubnis entzogen worden war, arbeitete sie für die Israelitische Kultusgemeinde. Vergeblich versuchte sie, zu ihrem Halbbruder Carl Herrmann nach Rio de Janeiro auszuwandern. Ab Herbst 1941 musste Charlotte Carney Zwangsarbeit bei der Firma Kammerer verrichten. Am 13. März 1943 deportierte die Gestapo sie in das Konzentrationslager Auschwitz. Die Umstände von Charlotte Carneys Tod sind bis heute unbekannt. Nach Kriegsende legte das Amtsgericht München den 30. April 1943 als Todestag fest. (Text Ruth und Klaus-Peter Münch, Lektorat C. Fritsche)
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