Hedwig Cahnmann, geb. Schülein
geboren am 22.07.1882 in München, verheiratet, deportiert am 04.04.1942 aus München nach Piaski, ermordet im Jahr 1942 in Piaski.
ElternJakob Schülein, Bankier in München, Johanna, geb. Krämer
Geschwister
- Julius, geboren am 08.05.1881, in München
- Heirat am 17.10.1901 in München mit Sigwart Cahnmann, Kaufmann, geboren am 09.02.1872 in Rheinbischofsheim, Kr. Kehl, gestorben am 13.01.1942 in München.
- Werner Jakob, geboren am 30.09.1902 in München
- Eva Therese (Chawa), geboren am 11.11.1903 in München
- Hans Julius, geboren am 27.01.1906 in München
- Auguste Clementine, geboren am 24.10.1907 in München
- Fritz Maximilian, geboren am 13.08.1912 in München
- Liselotte Gustava, geboren am 16.08.1918 in München
Adressen in München
- Sophie-Stehle Straße 12 (seit 14.03.1913)
- Georgenstraße 83 (seit 11.11.1938)
- Paul-Heyse-Straße 35 (seit 01.11.1939)
- Luisenstraße 41 (seit 20.10.1941)
- Knorrstraße 148 (seit 31.03.1942)
Sigwart Cahnmann wurde am 9. Februar 1872 im badischen Rheinbischofsheim geboren. Mit seiner jüngeren Schwester Clementine blieb er zeitlebens eng verbunden. Sein Großvater Moses war noch ein einfacher Hausierer gewesen; Sigwart Cahnmann besuchte als erster der Familie das Gymnasium und machte danach eine Ausbildung zum Textilkaufmann. Im Oktober 1901 heiratete er Hedwig Schülein. Sie war am 22. Juli 1882 in München zur Welt gekommen und stammte aus einer großbürgerlichen Familie, deren Vorfahren im 18. Jahrhundert als sogenannte Hofjuden nach München gekommen waren. Hedwig Cahnmann war eine belesene Frau. Ihre Helden, schrieb ihr ältester Sohn Werner später, waren Moses Mendelssohn, Baruch de Spinoza und Immanuel Kant. Nach der Heirat trat Sigwart Cahnmann als Teilhaber in die Chemische Fabrik Isaria ein. Das Unternehmen war so erfolgreich, dass die Familie 1913 eine 14-Zimmer-Villa in der Sophie-Stehle-Straße 12 erwerben konnte. Im Ersten Weltkrieg diente Sigwart Cahnmann als Infanterist. In der Weimarer Republik engagierte er sich bei der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und war Präsident der B‘nai B’rith-Loge in München.
Der Traum von der Gleichberechtigung blieb eine tragische Illusion. Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten wurde die Isaria „arisiert“; die Cahnmanns mussten 1938 ihre Villa in der Sophie-Stehle-Straße weit unter Wert an die Wehrmacht verkaufen. Die drei Töchter und drei Söhne von Hedwig und Sigwart Cahnmann konnten rechtzeitig in die USA, nach Großbritannien und Israel emigrieren. Dabei konnte Werner Cahnmann, der frühere Syndikus des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in Bayern, wichtige Dokumente der Israelitischen Kultusgemeinde ins Exil retten. Im Gegensatz zu ihren Kindern gelang es Hedwig und Sigwart Cahnmann nicht, Deutschland zu verlassen. Sigwart Cahnmann starb am 13. Januar 1942 mit 69 Jahren an Magenkrebs. Hedwig Cahnmann wurde drei Monate später nach Piaski in das besetzte Polen deportiert. Wann, wo und unter welchen Umständen sie ermordet wurde, ist bis heute unklar. (Text Daniel Ammann, Lektorat C. Fritsche)
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