Jenny Kissinger, geb. Schuster
geboren am 20.01.1908 in Wenkheim, Kr. Tauberbischofsheim, verheiratet, deportiert am 20.11.1941 aus München nach Kaunas, ermordet am 25.11.1941 in Kaunas (05. Kislev 5702).
ElternJakob Schuster, Kaufmann in Wenkheim, Emma Schuster, geb. Grünebaum
Geschwister
- Max, geboren 09.08.1910 Sterbfritz, emigrierte nach New York, gestorben 15.01.1998 Monsey, New York
- Milton, geboren 25.01.1912 Wenkheim, emigrierte nach New York, gestorben 16.02.1995 Baltimore, Maryland
- Myra Breuer, geboren 10.06.1920 Wenkheim, emigrierte nach New York, gestorben 08.12.1993 Queens, New York
- Heirat am 22.04.1930 in Würzburg mit Julius Kissinger, Hauptlehrer, geboren am 07.11.1894 in Urspringen, gestorben am 25.11.1941 in Kaunas.
- Albert, geboren am 19.02.1931 in München
- Manfred, geboren am 27.03.1932 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1930
- Tattenbachstraße 8 (seit 01.09.1929)
- Tattenbachstraße 8 (seit 05.05.1930)
- Bürkleinstraße 16 (seit 10.06.1931)
- Bürkleinstraße 16 (seit 28.09.1933)
Jenny Schuster wurde in Wenkheim geboren, einem kleinen Dorf im heutigen Baden-Württemberg. Ihr Vater Jakob Schuster betrieb dort ein Geschäft und war Synagogenvorstand. Am 22. April 1930 heiratete Jenny Schuster Julius Kissinger und zog mit ihm ins Münchner Lehel in die Tattenbachstraße. Julius Kissinger war Lehrer an der Jüdischen Volksschule in der Herzog-Rudolph-Straße. Die Familie Kissinger gehörte der orthodoxen Gemeinde Ohel Jacob an. Kurz nach der Geburt von Sohn Albert am 19. Februar 1931 zog die junge Familie in die Bürkleinstraße 16 (heute 20). Beim Umzug war Jenny Kissinger wieder schwanger. Der zweite Sohn Manfred wurde am 27. März 1932 geboren. Weil die Wohnung zu klein wurde, zog die Familie Kissinger im selben Stockwerk in die Wohnung links der Stiege. Dort lebten auch Jenny Kissingers geschiedener Schwager Ferdinand Kissinger sowie später ihr Schwiegervater Simon Kissinger.
Mit Beginn des NS-Regimes wurde die Situation für die Münchner Jüdinnen und Juden immer schwieriger. Im Zuge der „Kristallnacht“ wurde Ferdinand Kissinger am 10. November 1938 ins Konzentrationslager Dachau verschleppt und bis zum 12. Dezember 1938 interniert. Als die Münchner Jüdinnen und Juden zunehmend aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, versuchten die Kissingers 1940, in die USA auszuwandern – vergeblich. Am 20. November 1941 holte die Gestapo Jenny Kissinger mit ihrer Familie aus der Wohnung und brachte sie in die „Judensiedlung Milbertshofen“ an der Knorrstraße 148. Zusammen mit rund 1.000 anderen jüdischen Kindern, Frauen und Männern sollte sie in das lettische Ghetto Riga „umgesiedelt“ werden, wie es offiziell hieß. Es war die erste und größte Deportation von Jüdinnen und Juden aus München. Weil das Ghetto Riga überfüllt war, wurde der Deportationszug ins litauische Kaunas umgeleitet. Dort hielt die SS die Menschen drei Tage in den Kellern von Fort IX fest, einer Festungsanlage außerhalb der Stadt. Am 25. November 1941 erschossen SS-Einsatzgruppen Jenny Kissinger gemeinsam mit ihren Angehörigen und ließen sie in einem Massengrab verscharren. (Text Felicia Englmann, Lektorat C. Fritsche)
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