
Rudolf Ernst
Kunstmaler, geboren am 19.09.1896 in München, verheiratet, emigriert am 01.09.1938 nach Zagreb, YU, Suizid am 07.08.1941 in Zagreb.
ElternMarkus Ernst, Schriftsetzer und Friseurgeschäftsinhaber in München, später in Linz, Fanny, geb. Glanz, wiederverheiratete Bauer
Geschwister
- Richard, geboren am 28.08.1892, in München
- Alfons, geboren am 01.10.1895, in München
- Lily, geboren am 14.10.1898, in München
- Hugo
- Heirat am 18.01.1932 in München mit Lotte Schoenberg, geboren am 18.07.1903 in München.
- Michael, geboren am 11.09.1936 in München
Adressen in München
- Heßstraße 7 (seit 01.04.1932)
- Hiltenspergerstraße 43 (seit 10.11.1933)
Rudolf Ernst wurde am 19. September 1896 als Sohn jüdischer Eltern in München geboren. 1925 bestand er die Aufnahmeprüfung an der Akademie der Bildenden Künste München, nahm sein Studium dort jedoch nicht auf, sondern besuchte die Städtische Gewerbeschule, um dort das Kunsthandwerk zu erlernen. Im Anschluss an seine Ausbildung bezog er sein eigenes Atelier in der Zieblandstraße 27. Es gelang ihm, sich in kürzester Zeit in der Münchner Kunstszene zu etablieren. Zahlreiche bedeutende Kunstinstitutionen wie der Münchner Glaspalast, das Graphische Kabinett Günther Franke und die Künstlervereinigung „die juryfreien“, deren Mitglied Rudolf Ernst 1929 geworden war, präsentierten seine Werke. 1932 erwarb die Städtische Galerie im Lenbachhaus das Stillleben „Äpfel und Zitrone“, das den Säuberungsaktionen der Nationalsozialisten entging und sich heute noch im dortigen Depot befindet.
1932 heiratete Rudolf Ernst die Künstlerin Lotte Schönberg, 1936 kam ihr gemeinsamer Sohn Michael zur Welt. Der Beginn der NS-Herrschaft beendete den künstlerischen Aufstieg von Rudolf Ernst abrupt. Das 1933 erlassene Reichskulturkammergesetz bedeutete de facto ein Berufsverbot für alle jüdischen Kulturschaffenden; im auch in München gegründeten Jüdischen Kulturbund konnte Rudolf Ernst sein künstlerisches Schaffen nur unter erschwerten Bedingungen fortsetzen. Mit einigen Künstlerfreunden und -freundinnen wie Schalom Ben-Chorin und Maria Luiko rief er 1935 das Münchner Marionettentheater Jüdischer Künstler ins Leben. Bis zum Beginn der NS-Herrschaft hatte seine jüdische Herkunft für ihn kaum eine Rolle gespielt, auch in künstlerischer Hinsicht. So hatte sich Rudolf Ernst bis 1933 klassischen Bildsujets wie Stillleben, Landschaften, Porträts und zeitgenössischen Alltagsthemen gewidmet. In der NS-Zeit wandte er sich jüdischen Themen und Motiven zu. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt eine Bilderbibel, die er 1936 mit Holzschnitten illustriert hatte.
1938 gelang Rudolf und Lotte Ernst mit ihrem Sohn Michael die Flucht nach Jugoslawien. Die Familie ließ sich in Novi Sad nieder, Rudolf Ernst eröffnete unter äußerst schwierigen Bedingungen eine Werkstatt für Kunsthandwerk. Nach dem deutschen Balkanfeldzug und der Gründung des sogenannten Unabhängigen Staat Kroatien, eines faschistischen Vasallenstaats, im April 1941 beging Rudolf Ernst am 7. August 1941 Suizid, nachdem ihm mit Verhaftung gedroht worden war. Seine Frau Lotte sowie seine Schwiegereltern Evelyne und Arthur Schönberg wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Der kleine Michael überlebte bei Verwandten und wurde später von seiner Tante Else Schönberg adoptiert.
(Text Anne Messner: Lektorat Ch. Fritsche)
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