Max Wallach
Kaufmann, Betriebsleiter, geboren am 09.10.1875 in Geseke, Kr. Lippstadt, verheiratet, deportiert am 01.08.1942 aus Münster nach Theresienstadt, ermordet am 31.12.1944 in Auschwitz.
ElternHeinemann Wallach, Kaufmann in Bielefeld, Julie Wallach, geb. Zunsheim
Geschwister
- Adolf, geboren 24.03.1871 Bielefeld, emigrierte in die Niederlande, deportiert von Westerbork nach Auschwitz, ermordet in Auschwitz
- Julius, geboren 07.09.1874 Bielefeld, emigrierte im Juli 1939 in die USA, remigrierte 1954, gestorben 1965 Neubeuern
- Betty Epstein, verw. Rothstein, geboren 14.08.1877 Geseke, deportiert am 15.07.1942 von München nach Theresienstadt, ermordet 13.10.1942 Theresienstadt
- Moritz, geboren 05.07.1879 Geseke, emigrierte im März 1939 nach New York, gestorben April 1963 Lime Rock, Connecticut
- Ella Mannheimer, geboren 09.02.1883 Geseke, gestorben 07.01.1937 Amsterdam, Niederlande
- Carl, geboren 29.09.1884 Geseke, emigrierte im August 1939 nach New York, gestorben Januar 1969 New York
- Ernst, geboren 1881 Geseke, gestorben 1960 Johannesburg, Südafrika
- Hugo, geboren 23.08.1872 Geseke, emigrierte im Februar 1939 von Berlin nach Argentinien, gestorben 01.07.1945 Buenos Aires, Argentinien
- Grete Ohletz, geboren 1888 Geseke, lebte in Bielefeld, mit Nichtjuden verheiratet, überlebte die Shoah in Bielefeld, gestorben 1972
- Heirat am 14.08.1923 in Darmstadt mit Melitta Elisabeth Wallach, geb. Holländer, geboren am 08.01.1894 in Darmstadt.
- Franz Julius, geboren am 22.05.1924 in München
Adressen in München Zugezogen am 10.11.1938 von Dachau, Oskar von Millerstr. 1 /seit 10.10.1922
- Westermühlstraße 7 (seit 07.12.1938)
Max Wallach kam am 9. Oktober 1894 als Sohn von Heinemann und Julie Wallach in Geseke bei Paderborn zur Welt. Er wuchs mit neun Geschwistern auf. Max Wallach diente von 1898 bis 1899 bei der Kaiserlichen Marine und bereiste später als Handelsmatrose und Ingenieur die Welt. Nach dem Ersten Weltkrieg holten ihn seine Brüder Julius und Moritz Wallach nach Bayern. Sie hatten 1919 in Dachau in der heutigen Hermann-Stockmann-Straße das Gebäude der Pappenfabrik Autenried erworben und wollten dort eine Weberei und Stoffdruckerei aufbauen. Max Wallach leitete das Unternehmen von 1920 bis 1938 und belieferte das von seinem Bruder Moritz geführte und weit über München hinaus bekannte Trachtenhaus Wallach in der Residenzstraße 3. Die Brüder betrieben zudem seit 1920 gemeinsam das Volkskunsthaus Wallach in der Ludwigstraße 7. Am 14. August 1923 heiratete Max Wallach die am 8. Januar 1894 in Darmstadt geborene Melitta Elisabeth (Melly) Holländer. Vielleicht hatte er sie im Volkskunsthaus kennengelernt, wo sie arbeitete. Ihr Sohn Franz Julius wurde am 22. Mai 1924 in München geboren. Familiäre und geschäftliche Beziehungen führten Max und Melitta Wallach oft in die bayerische Landeshauptstadt; besonders häufig waren sie im Trachtengeschäft in der Residenzstraße 3 anzutreffen, wo die in Dachau hergestellten Stoffe verkauft wurden.
Die Nationalsozialisten „arisierten“ das Trachtenhaus Wallach und die Weberei in Dachau. Im Zuge der „Kristallnacht“ wurden Max und Melitta Wallach mit ihrem 14-jährigen Sohn Franz am 11. November 1938 aus Dachau vertrieben. Sie zogen nach München zu Max Wallachs Schwester Betty Epstein. Max und Melitta Wallach konnten Franz im August 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach England schicken und ihn so retten. Sie selbst gingen 1939 nach Paderborn zu Verwandten. Ihre in die USA geflüchteten Angehörigen bemühten sich nach Kräften, sie zu sich zu holen – vergeblich. Am 21. Juli 1942 deportierte die Gestapo Max und Melitta Wallach von Münster in das Ghetto Theresienstadt und am 28. Oktober 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz. Dort ermordete die SS beide.
Max Wallachs Schwester Betty Epstein sowie seine Brüder Hugo und Adolf wurden ebenfalls in der Shoah ermordet. Fünf weiteren Geschwistern gelang die Emigration in die USA, nach Südafrika und Argentinien. Seine Schwester Grete überlebte geschützt durch ihre Ehe mit einem Nichtjuden in Bielefeld. Max Wallachs Sohn Franz anglisierte seinen Namen und nannte sich Frank Wallace. Er wurde Professor, hatte an der Universität Bath einen Lehrstuhl inne und war eine anerkannte Kapazität für Dieselmotoren. Prof. Frank Wallace starb 2009 in Bath. (Text: Barbara Hutzelmann, Jamie Hall; Redaktion: C. Fritsche)
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