Dr. jur. Hans David Martin Berolzheimer
Rechtsanwalt/Regierungsrat, geboren am 01.08.1882 in Nürnberg, geschieden, deportiert am 04.04.1942 aus München nach Piaski, ermordet in Piaski.
ElternDr. Sigmund Berolzheimer, Rechtsanwalt, Justizrat in München, Klara Berolzheimer, geb. Berolzheimer
Geschwister
- Betty Harburger, geboren 11.11.1869 Nürnberg, deportiert am 20.11.1941 von München, ermordet 25.11.1941 Kowno
Adressen in München
- Theresienstraße 84 , bei der Mutter (seit 01.08.1925)
- Leopoldstraße 8/IV , bei der Mutter (seit 29.08.1927)
- Ainmillerstraße 1/II (seit 06.04.1932)
- Sophienstraße 6/I (seit 02.10.1933)
- Karlstraße 7/III (seit 30.10.1933)
Hans Berolzheimer besuchte drei Jahre lang die Volksschule, dann das Gymnasium in Nürnberg (Abitur). 1911 begann er das Jura-Studium an der Universität München, promovierte 1909 in Erlangen. Bis 1926 war er als Regierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung tätig, Verfasser zahlreicher Kommentare zum Steuerrecht. 1926 wurde er als Rechtsanwalt bei den Landgerichten München I, II und beim OLG zugelassen. Die Kanzlei befand sich 1933 in der Sophienstraße 6. Die Zulassung wurde am 10.08.1933 wegen § 1 des Gesetzes vom 07.04.1933 gelöscht. Er kam im November 1938 vorübergehend ins Konzentrationslager Dachau. Lt. N.M.Tgbl. vom 09.08.1939 wurde er zu 10 Monaten Gefängnis wegen "eines Verbrechens der Rassenschande" (LG M I: 2Kls 10/39) verurteilt, seine daraufhin eingelegte Revision wurde vom Reichsgericht verworfen.
In einem Brief des Pfarrers Karl Alt an Johannes Zwanzger vom 20.09.1940, verfasst nach einem Besuch bei den seit 1938 in Stadelheim inhaftierten Berolzheimer , schreibt er u. a. dass Hans Berolzheimer 1934 aus Erbitterung über die antisemitische Einstellung der protestantischen Kirche ausgetreten sein. Hans Berolzheimer drohe die Verurteilung wegen Devisenvergehens, da er die vor Jahren von seiner Mutter in die Schweiz überwiesene Summe in der Vermögenserklärung nicht angegeben habe. Nun sei er völlig mittellos und werde von seiner Schwester unterstützt. Hans Berolzheimer hoffe auf Möglichkeit zur Emigration (Zitiert nach: Karl.Heinz Fix: Glaubensgenossen in Not. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Hilfe für aus rassischen Gründen verfolgte Protestanten. Eine Dokumentation E-Book 2011, S. 318 f.).
Veröffentlichungen: Die akzessorische Natur der Teilnahme. Dissertation, München, 1909. "Grunderwerbsteuergesetz vom 12.9.1919" in "Reichssteuergesetze", herausgegeben von Prof. Dr. Heinrich Rheinstrom. Erbschaftssteuergesetz v. 10. September 1919. Mit Einl., Erl., Ausführungsbestimmungen u. Sachregister. München, 1921. Grund- und Haussteuergesetz mit den Vollzugsbestimmungen. München, 1922. Die Beteiligung Minderjähriger bei Versicherungsverträgen in: Zeitschrift für die gesamte Versicherngswissenschaft, Band 18, Jg. 1918. Reichsbewertungsgesetz vom 10. August 1925 mit Erläuterungen, Einleitung und Sachregister. München, 1926. Grunderwerbssteuergesetz in der Fassung vom 11. März 1927 nebst Ausführungsbestimmungen. München, 1927. Die neuen Durchführungsbestimmungen zum Erbschaftssteuergesetz 1928. München, 1928. mit Friedrich Lerche: Die Entwicklung der gemeindlichen Realsteuerbelastung in Preußen 1927-1930. Berlin, Preuß. Stat. Landesamt, 1931
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