Hertha Levi, geb. Loeb, gesch. Rosenthal
Kanzleigehilfin, geboren am 26.05.1892 in Würzburg, verheiratet, deportiert am 24.06.1943 aus München nach Theresienstadt, ermordet in Auschwitz.
ElternMoses Carl Loeb, Kaufmann in Würzburg, Hedwig Loeb, geb. Oppenheimer
Geschwister
- Elsa Fränkel, geboren 25.10.1880 Würzburg, von Würzburg deportiert, ermordet in Auschwitz
- Emmi Lang, geboren 03.07.1882 Würzburg, von Nürnberg deportiert, ermordet in Izbica
- Loeb Ludwig, geboren 30.05.1887 Würzburg, ermordet 25.01.1941 KZ Dachau
- Rothstein Anna, geboren 23.05.1896 Würzburg, emigrierte 1938 in die USA
- Heirat am 27.03.1942 in München mit Hans Levi, Provisionsvertreter, geboren am 13.10.1899 in München, gestorben am 17.07.1943 in Theresienstadt.
- Mathilde Rosenthal, geboren am 04.02.1921 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1920 von Würzburg
- Kaiserstraße 50/II (seit 26.01.1920)
- Lindwurmstraße 125 - IKG (seit 01.09.1942)
Hertha Loeb heiratete am 26.01.1920 den Zahnarzt Dr. med. dent Sally Daniel Rosenthal (geboren 20.12.1887 Frankfurt am Main, nach Piaski deportiert und ermordet). Aus dieser Ehe stammt die Tochter Mathilde, die am 20.03.1939 nach Wales in England emigrierte. Die Ehescheidung wurde rechtskräftig am 23.03.1942. Am Tag ihrer 2. Eheschließung heiratete ihr 1. Ehemann Berta Ambrunn, gesch. Schneider (geboren 26.08.1889 München), beide wurden nach Piaski deportiert und ermordet.
:"... Ihr Mann, Hans, hatte in der Münchener jüd. Gemeinde bis zu deren Auflösung im Sommer 1943 gearbeitet. So gehörten sie dem letzten Transport an, der von dort nach Theresienstadt kam. Dieser Transport war nicht wie alle anderen Münchener Transporte im Lager Milbertshofen zuerst gesammelt und von dort aus verschickt worden. Vielmehr warf man die wenigen Menschen bis zur Abfahrt im Gefängnis des Polizeipräsidiums zusammen, Männer und Frauen getrennt. Herta wollte nicht mitgehen. Sie wollte vorher ein Ende machen, wie viele es vor ihr getan hatten. Aber Hans war ein lebensbejahender Optimist - Unsinn, sie würden beide die Zeit überstehen und wiederkommen. Endlich einigten sie sich: Sie würden die Tabletten, die Herta sich zu verschaffen gewußt hatte, zu Pulver zerstoßen und in der Tasche durchschmuggeln, notfalls als Sacharin deklarieren. Das Durchschmuggeln gelang ihnen. Aber beim Zerstoßen zerbrach das Glasröhrchen, Hans verletzte sich. Es war nur ein unbedeutender Schnitt am kleinen Finger, und er beachtete ihn nicht. Während der Tage und Nächte seiner Gefangenschaft im Polizeigebäude, wo ihnen weder Bettwäsche noch Medikamente bewilligt wurden, entzündete sich die kleine Wunde. Seine Kameraden verlangten nach einem Arzt für ihn, aber die Aufsicht bemühte sich umsonst - ärztliche Hilfe wurde nicht zugelassen. Als Herta - erst auf der Fahrt nach Theresienstadt - ihren Mann wiedersah, erkannte sie ihn nicht mehr. Und so erging es auch mir. Im Hof der Hohenelber Kaserne - kurz die "Hohenelbe" genannt - stand unter schönen alten Kastanien eine Lazarettbaracke. Als ich das Zimmer betrat, in dem Hans liegen sollte, sah ich mich um von einem Bett zum anderen - ich sah ihn nicht. Bis mich aus einer Ecke ein uralter Mann - Hans war noch keine vierundvierzig - zu sich heranwinkte. Es war Hans. Drei Wochen dauerte sein Kampf mit dem Tod. Bluttransfusionen - das Fieber sank. Am anderen Tag stieg es wieder. Die Infektion wanderte weiter, breitete sich aus - es war zu spät. In seinen Phantasien sah er am letzten Tag ein Flugzeug, das ihn in die Freiheit bringen sollte...(Spies, Gerty: Drei Jahre Theresienstadt, S. 77 f.) Spies, Gerty (S. 78): "... Herta arbeitete später als Sekretärin in der Magdeburger Kaserne. Dort fand sie zuweilen Gelegenheit, eines oder das andere meiner Gedichte mit der Maschine auf ein sauberes Papier zu schreiben...(S. 95)... Martha Geißmar und Herta Levi, meine Freundinnen, die mit Freuden manches Opfer brachten, um anderen die Härte des Daseins zu erleichtern, auch sie sind den Gastod gestorben...
Hertha Levi (Deportationsnr. 1256) und ihr Ehemann kamen am 25.06.1943 mit Transport II/29 nach Theresienstadt. Von den insgesamt 10 Personen dieser Deportation überlebten sechs die Shoah. Hertha Levi wurde am 12.10.1944 mit Transport Eq nach Auschwitz deportiert und ermordet
Permalink für diesen Datenbankeintraghttps://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=9270