Julius Deutscher
Kaufmann, geboren am 10.03.1886 in Berditschew (Rußland), verheiratet, emigriert am 19.03.1934, YU, ermordet am 20.01.1940 in Warschau.
ElternJosef Joel Deutscher, Kaufmann in Brody, Scheindel
Geschwister
- Sabine verheiratete Musen
- Moritz
- Sonnia verheiratete Muretz
- Heirat am 06.01.1914 in England mit Nanette Würzburger, geboren am 17.12.1881 in Karlsruhe.
- Josef Hugo, geboren am 22.03.1915 in München
- Siegfried Wilhelm, geboren am 12.11.1916 in München
- Kurt Manfred, geboren am 15.10.1918 in München , gestorben am 05.08.1920 in München.
- Albert, geboren am 19.12.1920 in München
- Ernst Otto, geboren am 21.08.1923 in München
- Beate, geboren am 28.11.1925 in München
Adressen in München Zugezogen am 01.01.1914
- Herzogstraße 63 (seit 09.02.1914)
- Widenmayerstraße 7 (seit 30.10.1920)
Julius Deutscher war Inhaber der Firma "M. Frey Nachf.", einer Eisenwaren-, Maschinen- und Werkzeughandlung in der Herzog-Rudolf-Straße 21/0. Im März 1934 verzog er nach Zagreb, wo er im April 1936 auf Ersuchen des Landgerichts München verhaftet wurde. Am 20.06.1936 traf er in München ein, wo er am 18.12.1936 wegen betrügerischen Bankrotts verurteilt wurde.
Folgenden autobiographischen Text schrieb er in der JVA Amberg:
"Nach [...] Beendigung der Volksschule besuchte ich das deutsche humanistische Gymnasium in Brody bis zur einschl. sechsten Klasse u trat dann als Praktikant in eine Apotheke ein, da ich nach dem Sinne m. Eltern Apotheker werden sollte. Dieser Beruf sagte mir jedoch nicht zu, ich hatte mehr Neigung für technische Studien, deshalb [...] belegte ich das Maschinenbaufach im damaligen k.k. technologischen Gewerbemuseum zu Wien. Nach etwa 1 ½ Jahren musste ich aber dieses Studium aufgeben, denn mein Vater starb unerwartet u ich war gezwungen, einen Beruf zu ergreifen, der mich sehr bald dem praktischen u Erwerbsleben zuführen sollte. Ich trat als Volontär bei der Speditionsfirma Caro-Jellinek in Wien ein, bei der ich mit einer kleinen Unterbrechung etwa 2 Jahre in Stellung war. [...]
Durch Vermittlung eines väterlichen Geschäftsfreundes in Deutschland wurde ich von der Strassburger [!] Stahlgrosshandlung [!] Jacques Mayer zuerst für interne Geschäftsverwendung, später zum Besuche der auswärtigen Kundschaft engagiert. Auf einer dieser Geschäftsreisen lernte ich meine Ehefrau [...] in Karlsruhe kennen. Meinen Wohnsitz, den ich bis dahin in Strassburg [!] i. E. hatte, verlegte ich hierauf nach Karlruhe i. B. (etwa 1908-1909) u heiratete im Jahre 1914 meine gegenwärtige Ehefrau, mit der ich nun bald 25 Jahre in glücklicher Ehe lebe. […] Wenige Zeit nach m Verheiratung machte ich mich im Juli 1914 selbständig u übersiedelte nach München, nachdem ich bereits einige Jahre vorher in der Hauptsache Oberbayern u das Rheinland für verschiedene deutsche Grossfirmen der Eisenwaren-Werkzeuge u Werkzeugmaschinenbranche bereist habe u bei der in Betracht kommenden Kundschaft gut eingeführt war. Das Geschäft entwickelte sich in der Folge ziemlich günstig für mich u ich lebte in durchaus geordneten Verhältnissen, bis durch die diversen in- u ausländischen Devisenbestimmungen mehr oder weniger grosse Geschäftsverluste für mich entstanden, als deren letzte Folge über mein Vermögen das Konkursverfahren im Mai [19]34 eröffnet wurde. Eine Kette unglücklicher Zufälle führte zu einer falschen Meinungsbildung über mich, als ob dieser Konkurs von mir gewollt, beabsichtigt u systematisch vorbereitet wurde." [Quelle: Staatsarchiv Amberg, JVA Amberg 262]
Da Julius Deutscher polnischer Staatsbürger war, wurde er nach der Haft in Amberg nach Polen ausgewiesen.
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